Zwischen Normalität und Aberwitz

TRIER. Am Montag beginnt der Trierische Volksfreund mit dem Abdruck des neuen Fortsetzungsromans. "Rosebrock" erzählt von den turbulenten Abenteuern eines Mittvierzigers, der seinem eintönigen Leben in Reichtum und ehelicher Tristesse entfliehen will.

Satiriker und Autoren humorvoller Bücher sind im Alltagsleben oft humorlos und ironiefrei. Trifft dieses Klischee auch auf Sie zu? Marquardt: Diese Frage macht mich sehr, sehr wütend! Natürlich habe ich im Alltag ebenso Witz und Humor wie in meiner Literatur, verdammt noch mal! Für wie humorvoll halten Sie die Deutschen? Gibt es regionale Unterschiede? Sind andere Nationen "lustiger"? Marquardt: Die Deutschen haben eine, sagen wir mal, grobe Art von Humor, das gilt für Nord und Süd und West. Im Osten muss jenseits des Dissidentenwitzes überhaupt noch gelernt werden, denke ich. Vergleichen wir den deutschen etwa mit dem britischen Humor, der mit dem Wort "sophisticated" schön beschrieben wird, so stellt man fest, dass dort selbst der Durchschnittsmensch oft über einen Humor verfügt, der hier zu Lande kaum auf der Kabarettbühne zu finden ist. Sie schreiben auch Gedichte. Welche Form ist schwieriger - der groteske Ver s oder der komische Roman? Marquardt: Schwer zu sagen. Die einzige Antwort wäre wohl: anders. Es gibt sozusagen lyrische und prosaische Phasen, wo dann das jeweils andere schwieriger wird. Wie ist "Rosebrock" entstanden? Marquardt: "Rosebrock" ist eine Art Gegenentwurf zu meinem ersten Roman, "Anselm im Glück", der im letzten Jahr erschienen ist. Geht es im Rosebrock um einen Mann, der sich um Geld nicht zu scheren braucht und trotzdem ins Chaos gerät, bringt den armen Anselm gerade seine Geldnot ins Chaos. Das war die auslösende Idee; alles andere aber ist die Freude am Entwickeln seltsamer Situationen und Charaktere im Hin und Her zwischen Normalität und Aberwitz. Wie viel Biografisches steckt in den Figuren? Marquardt: Autobiografisches? Einiges, aber nicht in dem Sinne von selbst Erlebtem, sondern im Fortdenken und -fabulieren selbst erlebter Situationen und Menschen; also immer ein Fuß außerhalb, ein Fuß innerhalb der Wirklichkeit. Nach "Anselm im Glück" ist es wieder ein von der Midlife-Crisis Gezeichneter. Sind das Ihre Lieblingscharaktere? Marquardt: Sie sind interessant, weil diese Krise ja eher die Chance bietet, sein Leben zu überdenken und es zu ändern, als wenn alles glatt läuft. Und schließlich habe ich diese Phase selbst durchlaufen und weiß daher, was da drinnen so rumort. Hat sich schon jemand für die Verfilmung von "Rosebrock" (oder Ihrer anderen Romane) interessiert? Marquardt: Gerade vorgestern rief Stephen Spielberg an und fragte nach den Rechten. Da müssen sich die deutschen Produktionsfirmen mächtig sputen, wenn sie noch einen Fuß in die Türe kriegen wollen! Herzlichen Glückwunsch. Wird es einen zweiten Teil von Rosebrock geben? Marquardt: Nein. Der Roman, an dem ich gerade arbeite, hat eine ganz andere Thematik und damit auch anderes Personal und eine andere Erzählweise. Gerade die Abwechslung erfreut- den Schreiber wie den Leser. Die Fragen stellte unser Redakteur Rainer Nolden.

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