Zwischen Wohlklang und Experiment

Luxemburg · Saisonstart in der Luxemburger Philharmonie.

Luxemburg (mö) Der große, wuchtige Paukenschlag bleibt aus. Zum Saisonstart am 14. September bietet die Philharmonie stattdessen stilistisch, emotional und auch akustisch einen Mix, der den Mund wässrig macht.
Mit dem Royal Philharmonic Orchestra, mit Dirigent Charles Dutoit und vor allem Martha Argerich, der Grande Dame auf dem pianistischen Parnass, adeln Interpreten mit fast schon legendärem Ruf den Luxemburger Kirchberg.
Und dann das Programm: Mit Martha Argerich als Solistin dürfte sich Ravels luzides G-Dur-Klavierkonzert zu einem Fest schattierungsreicher Klangkunst entwickeln. Und dazu Enescus "Rhapsodie romaine", Ravels "Mutter Gans" und Strawinskys "Petruschka"-Ballettsuite - welch ein feinsinniges Menü!
Täuscht der erste Eindruck oder wird seit dem Einstieg von Gustavo Gimeno als OPL-Chef das Philharmonie-Programm insgesamt internationaler, vielleicht auch kulinarischer? Die Dritte von Brahms als "Lunch-Concert" (20. September, 12.30 Uhr) könnte allerdings unter den deutschen Besuchern berechtigten Protest auslösen.
Zum Ausgleich integriert das Orchestre Philharmonique (OPL) einige Tage danach diese mal auftrumpfende, mal intim abgeblendete Brahms-Sinfonie in ein Arien-Programm mit Star-Bassbariton Bryn Terfel und ergänzt das musikalische Erlebnis durch ein Gespräch des großen Sängers mit Philharmonie-Chefdramaturgin Lydia Rilling (22. September, 19.15 Uhr und 20 Uhr).
Dritter orchestraler Höhepunkt verspricht das Konzert des Londoner Philharmonia Orchestra unter dem in Luxemburg bestens bekannten Esa-Pekka Salonen zu werden.
Obwohl Prokofjews Violinkonzert Nr. 1 (Solist. Pekka Kuusisto) gewiss kein Leichtgewicht ist, konzentriert sich das Programm auf Finnlands National-Komponisten Sibelius. Von ihm erklingen die vielgestaltige sechste und die konzentrierte siebte Sinfonie (26. September). Und dass Anja Harteros den Liedern von Schubert, Schumann und Richard Strauss einen ganz eigenen Tonfall mitgeben wird, gilt sicherlich als ausgemacht (27. September).
Die Solistes Européens unter Christoph König haben nicht nur Dvoraks Achte im Angebot, sondern auch Blacher und den seit seiner "water passion" international gefragten Tan Dun (25. September, Großer Saal). Das Ensemble Wien-Berlin lockt zeitgleich mit Beethoven, Debussy, Francaix, George Onslow und Luciano Berio und einem Künstlergespräch (gleichfalls 25. September, Kammermusiksaal).
Schließlich startet die Philharmonie im September das ehrgeizige "red-bridge-project". Es soll Musik, Theater und bildende Kunst zusammenführen und daraus neue künstlerische Erkenntnisse gewinnen. Zum Start wird die bedeutende Tänzerin und Choreographin Anna-Teresa de Keersmaker insgesamt sechs Produktionen auf die Bühne bringen.
Zum Start tanzt die große belgische Künstlerin im Mudam (17. September, 11 Uhr und 15 Uhr) die "Violin Phase" auf Musik von Steve Reich, ihre erste Choreographie aus dem Jahr 1982. Für Spannung ist also gesorgt.
Beginn aller Konzerte, wenn nicht anders angegeben: 20 Uhr. Karten (00352) 2632 2632. Weitere Informationen, vor allem über das "red bridge-project", unter <%LINK auto="true" href="http://www.philharmonie.lu" text="www.philharmonie.lu" class="more"%>

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