Zwölf Engel für die Kunst

TRIER. Kulturmachern unter die Arme greifen, wenn es darum geht, aus tollen Ideen handfeste Projekte zu machen: Das wird die künftige Aufgabe der "Kultur-Engel" in der Region sein. Die von der Kulturstiftung Trier initiierte "Mobile Einsatztruppe" nimmt dieser Tage ihre Arbeit auf.

 Starker Auftritt: Künstler erhalten hochkarätige Unterstützung. TV-Foto: Dieter Lintz

Starker Auftritt: Künstler erhalten hochkarätige Unterstützung. TV-Foto: Dieter Lintz

Nein, wie Engel sehen sie nun wirklich nicht aus. Lauter gestandene Geschäftsleute, Manager, Politiker, Selbstständige. Die meisten von ihnen "Ruheständler", auch wenn dieser Begriff den Sachverhalt nur unzureichend wiedergibt. Leute, die wissen, wie man mit Geld umgeht, Verbindungen herstellt, Erfolge produziert.Putzige Bezeichnung

"Muss das wirklich Engel heißen?", stöhnt der langjährige JTI-Chef Siegfried Pudritz über die putzige Bezeichnung, die an die amerikanischen "Business Angels" angelegt ist. Aber der Stiftungs-Vorsitzende Hans-Hermann Kocks hat auf dem griffigen Namen bestanden. Ganz so falsch liegt er damit nicht. Engel helfen, schützen, geben Geleit. Das entspricht durchaus der Aufgabe, die die Trierer Kultur-Engel übernehmen sollen. Viele Projekte, sagt Kocks, scheiterten an der "mangelnden Erfahrung bei der Umsetzung". Oft fehle es nicht an künstlerischer Potenz, wohl aber "an geschäftlichen und organisatorischen Erfahrungen". Genau die können sich Interessenten bei der derzeit 12-köpfigen Beraterschar holen. Das Knowhow ist breit gestreut, von Marketing-Profis wie Walter Göbel (Ex-Bitburger) bis zu Polit-Größen wie Richard Groß und Helmut Schröer. Erfahrene Bänker wie Dieter Mühlenhoff (Ex-Sparkasse) und Hannsjörg Wulff (Ex-Deutsche Bank) können in Finanz-Angelegenheiten konsultiert werden, Steuerberater wie Manfred Helbach und Juristen wie Anton Jakobs stehen als Experten in ihren Fachgebieten zur Verfügung. Natürlich sind die Dienstleistungen der "Kultur-Engel" kostenlos. Wer Hilfe und Begleitung sucht, muss allerdings sein Vorhaben bei der Kulturstiftung vorstellen - "ganz unbürokratisch", wie Hans-Hermann Kocks versichert. Das Angebot gilt dabei für die unterschiedlichsten Arten von Kultur-Projekten. Ein Maler, der eine Ausstellung auf die Beine bringen will, ist ebenso an der richtigen Adresse wie ein Chor, der eine Großveranstaltung anstrebt, eine Theatergruppe oder ein Filmemacher. "Wir unterstützen alles, was das Kulturleben in Trier und der Region fördert", betont Kocks. Wer sich auf der Basis seiner Kunst eine Existenz aufbauen will, kann ebenso mit Hilfe rechnen wie engagierte Ehrenamtler. Und wer in Hermeskeil, Saarburg oder Bitburg sitzt, kann ebenso auf die Dienste der Kultur-Engel zurückgreifen wie Künstler und Kultur-Macher in der Stadt Trier. Gearbeitet wird projektbezogen, mal mit einem festen, mal mit unterschiedlichen "Betreuern" - je nach Bedarf. Das Organisieren von Sponsoring ist dabei eine, aber keineswegs die einzige Aufgabe. "Es geht nicht nur immer um Geld, sondern auch um das Aufzeigen von Wegen", sagt Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink Eine noch unerforschte Größe ist freilich die Chemie zwischen dem kreativen Chaos der Künstler und der erfolgsorientierten Effizienz der Manager. Erfahrungswerte gibt es dabei nicht, ist doch der Trierer Förder-Ansatz, wie Hans-Hermann Kocks stolz verkündet, in Deutschland bislang einmalig. Aber Andreas Jakobs vom Trierer "Verein für Bildende Kunst" fürchtet nicht, dass das Zusammentreffen unterschiedlicher Welten zu Kommunikations-Problemen führen könnte. Schließlich hätten "gerade gute Künstler längst kapiert, dass man auch Geschäftsmann sein muss". Umgekehrt weist Walter Göbel für die "Kultur-Engel" darauf hin, "dass wir selbst Kultur-Genießer sind". Will heißen: So ganz fremd ist man der Gedankenwelt der Künstler nicht. Die ganze Chose sei "auch ein Stück persönliches Abenteuer", räumt Alt-Landrat Richard Groß offen ein. Das klingt nach Spaß und Herausforderung und trifft das Selbstverständnis der Berater-Crew sicher besser als der idealisierende "Engels"-Begriff. So oder so: Die Initiative komme "genau zur richtigen Zeit", sagt Kulturbüro-Leiter Roman Schleimer. Die Kulturhauptstadt wecke im Jahr 2007 hohe Erwartungen und stoße viele neue Initiativen an, "und die werden in den nächsten Jahren dringend Unterstützung brauchen". Weitere Informationen für potenzielle Interessenten unter www.kulturstiftung-trier.de

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