Argentinien, mal mehr und mal weniger feurig

Trier · Im voll besetzten Trierer Theater hat das Philharmonische Orchester zusammen mit Cantango aus Berlin zum Tango aufgespielt. Große Teile des Konzerts begeisterten, aber es gab auch weniger mitreißende Passagen.

 Zärtlichkeit und Harmonie in tänzerischer Form: Das Tangopaar Ester und Chiche vermittelt argentinisches Lebensgefühl. Foto: privat

Zärtlichkeit und Harmonie in tänzerischer Form: Das Tangopaar Ester und Chiche vermittelt argentinisches Lebensgefühl. Foto: privat

Trier. Tango Total verspricht das Philharmonische Orchester der Stadt Trier bei seinem Konzert der Reihe Weltmusik im Trierer Theater. Dazu hat es sich Unterstützung geholt: Das fünfköpfige Ensemble Cantango Berlin hilft dem einheimischen Orchester dabei, dem Trierer Publikum das Lebensgefühl Argentiniens näherzubringen. Technisch einwandfrei interpretieren die beiden Ensembles die zwanzig Musikstücke. Da spielt es keine Rolle, ob die beiden allein spielen oder sie sich zu einem großen Klangkörper vereinen, da passt alles.
Eine besonders gute Atmosphäre kommt auf, wenn das Tangotanzpaar Ester und Chiche auf der kleinen Fläche zwischen Orchester und Bühnenkante die Musik optisch umsetzt. Da werden Zärtlichkeit, wie sie mit dem Tango Argentino in Verbindung gebracht wird, und Harmonie in tänzerischer Form sichtbar. Schnell werden die beiden zum Liebling des Publikums, das gebannt auf die Tanzvorführung blickt und die jeweiligen Einlagen mit langanhaltendem Applaus honoriert.
Bei der Musik haben die fünf Mitglieder von Cantango Berlin als Spezialisten für Tango vor dem Philharmonischen Orchester einen leichten Vorsprung. Mit Klavier, Kontrabass, Gitarre, Geige und einem Bandoneon, einem Handzuginstrument, das einem Akkordeon ähnelt, gelingt es Cantango mal alleine, mal zusammen mit dem Trierer Orchester, eine argentinische Atmosphäre ins voll besetzte Trierer Theater zu zaubern.
Die klagende Melancholie des Bandoneons gehört zum Charakter des Tangos, erfahren die Zuschauer. "Tango ist immer etwas traurig, aber man ist nicht deprimiert, sondern trauert um irgendetwas", beschreibt Ofelia Stoll von Cantango das Wesen des Tango Argentino.
Doch das Konzert hat nicht nur Höhepunkte. Bei allem harmonischen Zusammenspiel fehlen gelegentlich die Emotionen und die Leidenschaft, die die Zuschauer packen Oder liegt es daran, dass einige Tangostücke dem Publikum weniger bekannt sind und die Zuschauer deshalb einige Male mit eher verhaltenem Applaus reagieren?
Zu den Höhepunkten des Abends gehören jedoch bekanntere Stücke wie "La cumparsita" oder "Conga del fuego nuevo", deren Klänge jedem Zuschauer geläufig zu sein scheinen, auch wenn die Titel der Stücke nicht unbedingt jedem bekannt sind. Und auch, wenn Ester und Chiche tanzen, wirkt die Musik mitreißender und emotionaler.
Vielleicht hat das Tanzpaar nicht nur die Zuschauer mitgerissen, sondern mit seinem Feuer auch die Musiker begeistert.

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