Barocker Sommerzauber wie zu Kurfürsts Zeiten

Trier · Barocker Orchesterklang und die prachtvolle Architektur des Kurfürstlichen Palais: Das Bach orchester des Gewandhauses Leipzig unter der Leitung von Christian Funke hat am Samstagabend beim Mosel-Musikfestival mit Meisterwerken der Barockmusik das Publikum begeistert.

Trier. Vor der historischen Kulisse des stimmungsvoll beleuchteten Innenhofs des Kurfürstlichen Palais präsentierten die Musiker des Bachorchesters Leipzig am Samstagabend unter der Leitung von Christian Funke Perlen der barocken Orchesterliteratur. Zum Auftakt des Abends erklang die Suite Nr. 1 in F-Dur von Georg Friedrich Händel, die vor allem auch als Wassermusik bekannt ist. Funke, der das Orchester mit dem Rücken zum Publikum von der Geige aus dirigierte, führte seine Musiker präzise und souverän, so dass eine klangschöne Interpretation entstand.
Im darauffolgenden Doppelkonzert für zwei Violinen in d-moll von Johann Sebastian Bach brillierte Funke gemeinsam mit seinem Sohn Matthias. Vater und Sohn brachten eine inspirierte und gleichsam kultivierte Version dieses beliebten Konzerts zu Gehör, die vor allem durch musikalische Schlüssigkeit und die Kommunikation zwischen den beiden Solisten überzeugte.
Die Sonate in F-Dur von Johann David Heinichen, in der zwei Corni da caccia (barocke Jagdhörner) als Soloinstrumente hervortreten, zählt im Gegensatz zu den beiden ersten Werken nicht zum Standardrepertoire. Vielleicht gerade aufgrund seiner Unbekanntheit wirkte dieses Werk erfrischend und bewies zudem, dass gerade in der Barockmusik auch bei den Kleinmeistern der eine oder andere musikalische Leckerbissen aufzuspüren ist.
Mosel-MusikfestivaL 2011


Souverän und technisch versiert meisterten Ralf Götz und Raimund Zell ihren schwierigen Solopart. Der für den durchschnittlichen Konzertbesucher exotisch anmutende helle und trompetenhafte Klang entstand dadurch, dass die Solisten auf Nachbauten traditioneller Corni da caccia bliesen.
Nach einer kurzen Pause, in der sich die Konzertbesucher an kulinarischen Köstlichkeiten und der prunkvollen Ästhetik der angestrahlten Rokokofassade des Palais erfreuten, standen Die vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi auf dem Programm. Erneut überzeugte Funke als Solist und Orchesterleiter. Während der Leiter und sein Orchester vor allem bei den beiden ersten Werken gepflegte, aber tendenziell eher konservative Interpretationen zu Gehör gebracht hatten, zeigten sich die Musiker nun experimentier- und innovationsfreudig. Funke ließ den Bogen auf den Saiten seiner Violine tanzen, baute verspielte Glissandi ein und stellte zeitweise bereitwillig die bis dahin gepflegte Tonqualität zugunsten eines schwungvollen und belebten Spiels zurück. Das Orchester überzeugte durch seinen homogenen Klang.
Für diese reife musikalische Leistung bedankte sich das Publikum mit herzlichem Applaus. Nach einer Zugabe begaben sich die Besucher auf den Vorplatz des Palais, wo - als weiteres Highlight des Abends - ein spektakuläres Feuerwerk geboten wurde. Zu dem beeindruckenden Lichtspektakel am Himmel erklang Händels Feuerwerksmusik und rundete die barocke Sommernacht würdevoll ab.

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