Buntes Fest und ein Sopran, der Gänsehaut garantiert

Trier · Den runden Geburtstags seines Domizils am Augustinerhof hat das Theater Trier mit einem großen Fest und einer eindrucksvollen Gala gefeiert. Höhepunkt war die Verleihung der Theatermaske 2013/14 an die Sopranistin Kristina Stanek.

Trier. Ein halbes Jahrhundert steht in diesem Jahr der Theaterbau am Augustinerhof. Grund genug, den runden Geburtstag mit einer Gala zu feiern und auf die Geschichte des Gebäudes hinzuweisen. Die Lacher auf ihrer Seite hatten im vollen Haus das scheidende Ensemble-Mitglied Michael Ophelders als verschrobener Professor Busch und seine studentische Hilfskraft Gerhard Weber, als sie die unwegsame Frühgeschichte des Baus in Erinnerung riefen.
Einmal mehr zeigte sich: Nichts geht ohne die Printmedien. War doch die wichtigste Quelle des humorigen Geschichtsrapports der Trierische Volksfreund. Neuerlich wurde klar: "Sein oder Nichtsein" war im Haus am Augustinerhof von Anfang an die Diskussion. Bereits zwei Jahre nach Eröffnung lautete die Frage: "Kann sich Trier ein Drei-Sparten-Haus leisten?" Den künstlerischen Willen und das Engagement mag die unsichere Existenz bisweilen eher gestärkt haben. So wie damals, als der mittlerweile hochprominente, aber immer schon aufmüpfige Hans Neuenfels als Dramaturg die hiesige Szene mit seiner Badewannennixe aufmischte (seinerzeit noch züchtig mit Bikini bekleidet).Mitreißend und unterhaltsam


Dass die Freude am Spiel und der Wille zur künstlerischen Leistung unverändert im Haus vital sind, demonstrierte eindrucksvoll und höchst unterhaltsam das Programm der Gala. Mit im Boot: das Philharmonische Orchester der Stadt Trier mit Beethovens Fidelio. Victor Puhl ließ die Musik der Ouverture leuchten. Mitreißend erklang unter Jongbae Jees frischem Dirigat Jacques Offenbachs "Orpheus in der Unterwelt". Bestens disponiert war auch der Opernchor in "Carmen". Der präsentierte Querschnitt durch kommende Produktionen machte zudem hörbar, über welch\' gute Sänger das Theater verfügt. Darunter sind die großartige Kristina Stanek oder Svetislav Stojanovic, der in der Arie des Lenskij aus Tschaikowskys Oper "Eugen Onegin" beeindruckte. Als "Mann von La Mancha" rief Amadeu Tascas Bariton dazu auf, dem eigenen Traum zu folgen.
Höhepunkt war die Verleihung der Theatermaske 2014 durch die Gesellschaft der Freunde des Trierer Theaters. Gewinnerin des wichtigen Kulturpreises ist die Mezzosopranistin Kristina Stanek. Als "leistungsfähiges Multitalent", dessen zahlreiche Gastspiele zudem die Leistungsfähigkeit des Trierer Theaters bewiesen und seine Bedeutung verbreiteten, würdigte Hiltrud Zock, Vorsitzende der Theatergesellschaft, die neue Preisträgerin. "Ihr Mezzosopran macht Gänsehaut", sagte Zock.
Stanek freute sich sichtlich über die unerwartete Auszeichnung. "Sie sind das beste Publikum der Welt", rief sie strahlend in den Saal.
Gemeinsam mit Zock gaben Katrin Hülsmann und Marlise Wolff die weiteren nominierten Künstler (der TV berichtete) bekannt und würdigten ihr Engagement. Dank galt auch dem Mitinitiator der Theatermaske und langjährigem Begleiter der Theatergesellschaft, dem verstorbenen TV-Redakteur Dieter Lintz. "Er war ein treuer, konstruktiv-kritischer Freund, voller Wertschätzung für das Theater und seine künstlerische Leistung", sagte Zock sichtlich bewegt.
Zuvor war bereits den ganzen Nachmittag kräftig gefeiert worden. Ab 14 Uhr bot das Theaterfest den Besuchern ein vielfältiges Programm - eine Mischung aus Tag der offenen Tür und Kostproben der neuen Saison. Bei den Jüngeren besonders gefragt war der Schminkstand, wo sich die Kinder etwa in karibische Schönheiten, Vampire oder Superhelden verwandeln lassen konnten.Viel dreht sich um den Fußball


Trotz starker Konkurrenz durch Viezfest und andere Veranstaltungen in der Innenstadt war das Haus gut gefüllt. "Wir wollen es noch einmal richtig krachen lassen", verkündete Intendant Weber auf der Bühne mit Blick auf die neue Spielzeit. Das bewies auch die Band, die am Eingang die Gäste mit Musik empfing. Drinnen gab's Luftballons und Waffeln, draußen donnerten Fußbälle gegen die aufgestellte Torwand.
Mit Fußball startet auch die Saison: Denn Carmen ist dem runden Leder verfallen, wie im Theatercafé zu hören ist, oder zumindest Stürmer Escamillo. Regisseur Sebastian Welker hat die Oper ins Stadion verlegt, am 14. September ist Premiere. Gespannt sein darf man auch auf Highlights wie Max Frischs "Biedermann und die Brandstifter", auf Birgit Scherzers Ballett "Romeo und Julia" oder den "Horrorladen".
Den zahlreichen Besuchern hat es gefallen: "Da kann man Theater einmal ganz anders erleben", meint eine ältere Dame. Theaterfan Andreas Heiser bestätigt: "Wir kommen immer zum Theaterfest."

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