Der Frieden als hart erkämpfte Leistung

Trier · Mit einem musikalischen Aufruf zum Frieden und viel Gottvertrauen endete eindrucksvoll das Mosel Musikfestival 2014. Die 800 Zuhörer im Trier Dom belohnten den bewegenden Abschluss der 53 Konzerte an 35 Spielorten mit "standig ovations".

Trier. Katastrophen und Kriege sind dieser Tage in aller Munde. Wo Sprache versagt, ist die Musik mit ihrer Ausdruckskraft noch lange nicht am Ende. Wie sie unmittelbar aus dem Innern kommend ins Innerste vordringt, war großartig beim Schlusskonzert des Mosel Musikfestivals im Trie rer Dom zu erleben. Des 70. Jahrestags des Dombrandes gedachte das Konzert, wie Intendant Hermann Lewen eingangs erklärte, und natürlich wollte es am Tag der Deutschen Einheit auch an den Mauerfall und seine Geschichte erinnern. Frank Martins Oratorium "In Terra Pax" stand auf dem Programm, dazu Anton Bruckners Messe Nr. 1 in d-Moll. Eine Musikfolge, die eindrücklich zusammenfasste, was die beiden Dimensionen des menschlichen Lebens ausmacht: die Auseinandersetzung mit der eigenen irdischen Wirklichkeit und der Wunsch, dem materiellen Sein durch eine andere, transzendente Dimension wie den Glauben, Sinn zu geben.
Thomas Kiefer, der das Konzert leitete, hat sich schon mehrfach als überzeugender Interpret moderner Kompositionen bewährt. Der blieb er auch diesmal. Der junge Domkapellmeister dirigierte mit Intelligenz und großer Umsicht. Stück für Stück fügte er das nuancenreiche Werk zusammen. Mit den Musikern der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, dem Trierer Domchor und dem Kathedraljugendchor Trier machte er die Widersprüchlichkeit des musikalischen Dramas mit seiner herben Harmonik ebenso erlebbar wie seinen inneren Zusammenhalt. Der Frieden ist eine Leistung, die hart erkämpft werden muss, erfuhren musikalisch die Zuhörer. Vielfarbig und dynamisch spielte das Orchester, wunderbare transparente Klangflächen schufen die Chöre. Unter den Solisten ragte der warme, hervorragend artikulierende Bariton von Klaus Mertens und der ausdrucksstarke Bass von Matthias Horn hervor.
Wärme verströmte der Alt von Wiebke Lehmkuhl. Dagegen erschienen Susanne Ellen Kircheschs Sopran und Marc Dosterts Tenor etwas wenig elastisch. Problematisch geriet teilweise der Ensembleklang. Was sich auch bei Bruckners Messe bemerkbar machte. Sie geriet wenig überzeugend. Besonders die komplexe Gestalt des Credo wirkte diffus. Kiefer setzte auf Klanggewalt, wo die hellen jungen Stimmen an ihre Grenzen stießen. Das tat den leisen, feinen Piano-Stellen nicht gut. Dabei liegt darin viel Trost, wie das wunderbar gelungene Agnus Dei zum Schluss bewies. In jedem Fall ein bewegender Schlussakkord des Festivals. er

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