Der gute Riecher für die komische Kost: Trierer Comedy-Slam wird zehn Jahre alt

Trier · Manchmal blühen kulturelle Schätze im Verborgenen. So wie der Trierer Comedy Slam, der dieser Tage zehn Jahre alt wird und bundesweit Vorbild war für viele Folge-Projekte. Vor Ort besitzt er eine treue Community, aber das breite Publikum hat den Erfolg kaum zur Kenntnis genommen.

Es sind imposante Zahlen, die Peter Stablo in gewohntem Sprech-Stakkato heraussprudelt: Zehn Jahre Comedy Slam, knapp 100 Veranstaltungen, 20.000 Besucher, rund 1000 einzelne Auftritte. Ein echter Dauerbrenner made in Trier. Kulturmacher Stablo und seine Mitstreiterin Kerstin Rubas hatten 2004 den richtigen Riecher. Landauf, landab sprossen Poetry Slams aus dem Boden, öffentliche Wettbewerbe für Nachwuchs-Dichter. Doch die hatten es meist mit sensibler Poesie; das Publikum aber dürstete nach komischer Kost.

Folgerichtig ließen Stablo und Rubas am 2. April 2004 in der seinerzeitigen Produktion am Stockplatz den ersten Trierer Comedy Slam vom Stapel.

Kleiner Exkurs für Laien: Das englische Wort "Slam" hat ein Dutzend deutsche Übersetzungen, von denen Prügelei und Aufeinanderprallen der Sache am Nächsten kommen. Tennis-Fans kennen den "Grand Slam", wenn ein Spieler seine Gegner bei allen wichtigen Turnieren schlägt. Basketballer schwärmen von "Slam Dunk", wenn ein Riese den Ball mit Wucht von oben in den Korb hineinprügelt.

Das Publikum entscheidet

Beim Comedy Slam geht es darum, sich in mehreren Kurzauftritten gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Entscheidend ist dabei das Votum des Publikums. "Jeder kann antreten, auch spontan": So umreißt Peter Stablo ein Grundprinzip der Slammer. Erfahrene Halbprofis, die durch die Lande reisen, treffen also möglicherweise auf Lokalmatadore, die das erste Mal vor Publikum auftreten. Kein Wunder, dass Stablo den einen oder anderen Kandidaten schon mal von der Toilette auf die Bühne bugsieren musste.

Beim ersten Mal Comedy Slam gab es freilich nur zwei Freiwillige. Es dauerte ein Jahr, bis das Format sein Publikum gefunden hatte - aber seither brauchen sich Stablo und Rubas, die inzwischen unter dem Signet "Kulturraum Trier e.V." firmieren, um die Zuschauer-Resonanz keine Sorgen zu machen.

Im Gegenteil: Seit man neben den monatlichen Herausforderungsrunden jährlich den Konstantin-Comedy-Preis verleiht, strömt das Publikum des Öfteren in Hundertschaften. Oft galt die Devise: Je schräger die Location, desto mehr Besucher.

2005 etwa, als man in der völlig überfüllten alten Paulinus-Druckerei zur Tat schritt. Eine Lüftung gab es nicht, und so stand Schirmherr und Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink am Ende bei der Preisverleihung in solchen Rauch- und Dunstschwaden, dass man ihn kaum mehr erkannte.

2008 hingegen erinnert sich Peter Stablo an den "Kälte-Slam", als man kurzerhand eine alte Bahnhalle am Hauptbahnhof zweckentfremdete und in Karl-Marx-Halle umtaufte. Leider gab es keine Heizung mehr, und angesichts der frostigen Temperaturen gefror den Besuchern, darunter OB Jensen und die heutige Ministerpräsidentin Malu Dreyer, buchstäblich der Atem.

Mobil war der Comedy Slam immer: Vom Stockplatz ging es zum Domfreihof und zum Mergener Hof. Man gastierte in der BBS-Aula und im alten Edeka in Trier-West. Mal wurde aus der Not heraus gewechselt, mal zur Gewinnung neuer Perspektiven. Inzwischen ist man konstanter: Der Master-Slam um den Constantin-Comedy-Preis wird seit fünf Jahren in der Mensa der Hochschule auf dem Schneidershof ausgetragen.

Von Trier ins Fernsehen

Unter denen, die sich in die Teilnehmer- und Siegerlisten eingetragen haben, ist reichlich Prominenz der Comedy- und Kabarett-Szene. Tobias Mann und Matthias Egersdörfer spielen längst in der ersten Comedian-Liga, Sebastian Krämer, Marc-Uwe Kling und Till Reiners haben die größten Kabarett-Preise abgeräumt, Murat Topal ("Quiztaxi"), Fatih Cevikollu ("Alles Atze") und Franziska Traub ("Ritas Welt") Fernseh-Karriere gemacht. Alle mit Zwischenstation in Trier. Und ohne Gage, denn beim "normalen" Comedy Slam besteht das Honorar im Catering und der Übernachtung.

Das Publikum sei "ein bisschen mitgealtert", sagt Trendschnüffler Stablo (50). Doch der Schnitt liege immer noch "irgendwo bei 30". Damit dürfte der Comedy Slam (Infos und Termine: www.kulturraumtrier.de) das mit Abstand jüngste Kulturangebot in Triers ältester Stadt sein. Extra: Der Constanin-Comedy-Preis

Am Samstag, 12. April, 20 Uhr, werden in der Mensa der Hochschule Trier auf dem Schneidershof acht Kandidaten für den zehnten Constantin-Comedy-Preis erwartet. Jeder Besucher darf mit einer Stimm-Münze für seinen Favoriten voten. Über zwei Vorrunden und ein Finale wird der Master ermittelt, auf den ein Preisgeld von 500 Euro wartet. Zu den Kandidaten gehören auch der Frankfurter Faisal Kawusi, der Kölner David Kebe, der Bayer Tano Bokämper und die Sauerländerin Jacqueline Feldmann.

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