Der kleine Rote ärgert die Schwarzen

Trier · Die Karl-Marx-Installation des Nürnberger Konzeptkünstlers Ottmar Hörl hat in Trier im Vorfeld für Verstimmung bei der CDU gesorgt. Grund dafür ist weniger die Installation selbst, sondern das Programm der Eröffnung.

 Da dürfte zwischen dem 5. und 26. Mai wohl noch manch einer die Kamera zücken: Die Installation von 500 Karl-Marx-Figuren des Konzeptkünstlers Ottmar Hörl im Areal der Porta Nigra und des Simeonstiftplatzes in Trier. Ein Sicherheitsdienst sorgt dafür, dass die Kunstobjekte nicht gestohlen werden.TV-Foto: Friedemann Vetter

Da dürfte zwischen dem 5. und 26. Mai wohl noch manch einer die Kamera zücken: Die Installation von 500 Karl-Marx-Figuren des Konzeptkünstlers Ottmar Hörl im Areal der Porta Nigra und des Simeonstiftplatzes in Trier. Ein Sicherheitsdienst sorgt dafür, dass die Kunstobjekte nicht gestohlen werden.TV-Foto: Friedemann Vetter

Seit Donnerstag stehen 500 Karl-Marx-Figuren, rot und einen Meter hoch, rund um die Porta Nigra und locken schon die ersten Neugierigen an. Dabei wird die Ausstellung des Konzeptkünstlers Ottmar Hörl erst an diesem Sonntag eröffnet. Feierlich natürlich, mit Reden im Trebata-Saal des Stadtmuseums Simeonstift, wo seit 17. März die große Sonderausstellung "Ikone Karl Marx. Kultbilder und Bilderkult" zu sehen ist.

Hörls Installation wird am Sonntag eröffnet (Beginn 11.30 Uhr) - just am 195. Geburtstag von Karl Marx, dessen 130. Todesjahr der Anlass für die zahlreichen Marx-Veranstaltungen in Trier zurzeit ist.
Die Eröffnung hat im Vorfeld für politischen Verdruss in Trier gesorgt. Den Trierer CDU-Chef und Bundestagsabgeordneten Bernhard Kaster stört vor allem Gastredner Gregor Gysi. Dass der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag in Trier spreche, sei "unsäglich", argumentierte Kaster kürzlich (der TV berichtete), denn: "Auf Karl Marx\' Namen berufend ist großes Unglück und Elend über die Menschheit gekommen. Hierzu gehört maßgeblich auch die SED-Diktatur der DDR, deren letzter SED-Vorsitzender Gregor Gysi war." Was Gysi dazu sagt, steht im Interview rechts.

Die Person Gysis ist aber nicht der einzige Grund für den Unmut in der CDU. Wie der TV nun erfuhr, wurde der CDU-Fraktionschef im Trierer Stadtrat, Ulrich Dempfle, zunächst als Redner für die Veranstaltung ein- und dann wieder ausgeladen. Dempfle bestätigt das. Er finde die Idee der Marx-Figuren toll. Das werde sicher eine Veranstaltung, die Trier viel Aufmerksamkeit bescheren werde. Daher habe er auch gerne zugesagt, als er als Redner für die Eröffnung angefragt worden sei. "Marx war ein großer Philosoph, auch wenn in seinem Namen viel Unheil über die Welt gebracht worden ist", sagt Dempfle. Er sei dann ohne Angaben von Gründen wieder ausgeladen worden, berichtet er.
Auf der Rednerliste finden sich nun neben dem Trierer Wirtschafts- und Kulturdezernenten Thomas Egger der Generalsekretär der SPD Rheinland-Pfalz, Jens Guth, Harry Thiele, der Vorsitzende der Kulturstiftung Trier, und eben Gysi. "Eine Wahlkampfveranstaltung für SPD und Linke", meint Dempfle und findet das "schade". Christoph Maisenbacher, Hörls in Trier ansässige Kunstagent, sagt, hinter der Absage stecke kein böser Wille. Und er habe sich doch höflich bei der CDU entschuldigt. Es habe zunächst kein Vertreter der Stadt zugesagt, daher habe er sich bei den Fraktionen umgehört. Dann habe der Kulturdezernent doch zugesagt. Deshalb habe er Dempfle dann wieder abgesagt. Dass es Kritik an Gysi gebe, könne er nicht verstehen. "Auch wenn ich nicht parteipolitisch seiner Meinung bin: Er ist einfach ein guter Redner", sagt Maisenbacher und gibt sich überzeugt: "Gysi wird so souverän sein, die Eröffnung nicht als parteipolitische Werbung zu nutzen."
Zum 195. Geburtstag von Karl Marx gibt es am Sonntag, 5. Mai, ab 14 Uhr ein Sonderprogramm im Trierer Karl-Marx-Haus.

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