"Die Agrikultur ist die erste Kulturleistung überhaupt"

Im April liest der 1958 in Zürich geborene Max Moor beim Eifel-Literaturfestival in Prüm aus "Lieber einmal mehr als mehrmals weniger", einem neuen Buch über sein brandenburgisches Landleben. Unsere Mitarbeiterin Anke Emmerling hat mit ihm gesprochen.

 Max Moor. Foto: dpa

Max Moor. Foto: dpa

Als Moderator haben Sie Ihr Publikum einst mit "Liebe Zielgruppe" angesprochen. Haben Sie auch eine für Ihre Bücher "Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht" und "Lieber einmal mehr als mehrmals weniger" vor Augen?
Max Moor: Nein. Beim ersten Buch wollte ich einen Gegenpol zum verbreiteten Image setzen, dass es in Brandenburg nur Dumpfbacken, Neonazis und sonst nichts gibt. Die Zielgruppe hat sich selbst definiert oder gefunden, denn viele finden es interessant zu gucken, wie ein von außen kommender Alien das Bundesland und die Leute sieht.
Wenn Sie sich als "Alien" bezeichnen, sind dann die Brandenburger ein Kuriosum für Sie?
Moor: Das Kuriose sind nicht die Menschen in Brandenburg, sondern das Kuriose entsteht, wenn zwei Welten sich treffen und jede glaubt, dass sie die einzige ist. Da ist die Welt des kleinen Schweizers, der sich wundert, dass es auch anders geht, als er meint. Und da ist die Welt der Brandenburger, die sich wundern, dass es einer nicht versteht, wie man in Brandenburg tickt. In meinen Büchern habe ich es natürlich ein bisschen überzeichnet.
Als Medienprofi bewegen Sie sich in urbanen Welten. Sie haben sich aber bewusst fürs Landleben entschieden. Finden Sie da Ihre Heimat?
Moor: Es ist zwar so, dass ich mich in urbanen Welten bewege, aber sie werden mir zunehmend fremd. Urbane Gedankenwelten - ja. Und mit Internet und digitaler Kommunikation ist der Wohnort ja überhaupt kein Problem. Aber diese Wahrhaftigkeit, die man auf dem Land stärker noch lebt, die ist mir so wichtig geworden. Ich bin ländlich aufgewachsen, und so ist es auch ein Zurück zu den Wurzeln in einem gewissen Sinn.
Sie vereinen den Kulturmenschen mit dem Biobauern. Hängt vielleicht beides im Sinne eines übergeordneten Kulturbegriffs zusammen - Landwirtschaft ist ja elementare Kultur?
Moor: Freut mich, dass Sie das so sehen. Denn damit missioniere ich ja schon seit Jahren, dass ich sage, die Agrikultur ist die erste Kulturleistung überhaupt.
Warum haben Sie sich in Max umbenannt?
Moor: Schon als ich als Kind Max und Moritz las, fand ich Max einfach einen tollen Namen. Ich wollte immer lieber so heißen. Dieter hat mir nie gefallen. Wenn es ein Schweizer ausspricht klingt es ja auch noch schlimmer, als wenn es ein Deutscher ausspricht. Früher war ich zu feige, mich umzubenennen, dachte, das ist ein Teil deiner selbst, die armen Eltern, die haben das ja so bestimmt. Aber fürs letzte Drittel habe ich mir die Freiheit genommen - lieber zu spät als nie. aeExtra

Max Moor liest als Gast des Eifel-Literatur-Festivals 2014 am Freitag, 25. April, in der Aula der ehemaligen Hauptschule in Prüm aus "Lieber einmal mehr als mehrmals weniger". Karten, auch ein Jahresfestivalticket mit Rabatt und Platzreservierung, gibt es im TV-Service-Center in Trier, unter der TV-Tickethotline 0651/7199-996 sowie auf www.volksfreund.de/tickets. Infos über das Festival unter www.eifel-literatur-festival.de ae

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort