Die magische Wirkung großer Musik

Trier · Eine bemerkenswerte Leistung hat Domkapellmeister Thomas Kiefer mit seinem großen Ensemble am Palmsonntag im Trierer Dom abgeliefert. Mehr als drei Stunden lang fesselte er die 700 Zuhörer mit der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach.

Trier. Man muss nicht selbst gläubig sein, um zu begreifen, welch tiefe Gefühle einen genialen Musiker wie Johann Sebastian Bach bewegt haben müssen, als er im Jahr 1727 sein wohl bedeutendstes Werk, die Matthäuspassion komponierte. Wer am Palmsonntag das Konzert im Trierer Dom verfolgt hat, durfte - unbenommen des religiösen Aspektes - sicher eines der größten Werke der Musikgeschichte hören.
Auf Initiative der Trierer Dommusik und unter der musikalischen Leitung von Domkapellmeister Thomas Kiefer brachten der Trierer Domchor, die Trierer Domsingknaben, der Mädchenchor am Trierer Dom und das Barockorchester L\'arpa festante das monumentale Werk zur Aufführung. Ein großes und von Kiefer wohl abgestimmtes und sicher geführtes Ensemble, das sich der Mammutaufgabe dieses aufwendigen Werkes der Weltliteratur mehr als gewachsen zeigte.
Die Matthäuspassion nach dem gleichnamigen Evangelium des Matthäus beschreibt den Leidensweg der letzten Tage im Leben Christi bis zur Kreuzigung. Es ist ein Oratorium, ein geistliches Musikstück für zwei Chöre, Orchester und Solisten. Hier glänzen mit ihren Solo-Arien und Rezitativen Marion Idstein (Alt), Henning Kaiser (Tenor), Alexander Lauer (Bass) sowie Eva Maria Leonardy (Sopran) und Hans Jörg Mammel als Evangelist. Besonders hervorzuheben ist der Brite Simon Bailey als Christus, der seinen Riesenpart mit viel Ausdruck und stimmlicher Brillanz bei klarer Verständlichkeit meistert.
Feinfühlig bis bombastisch


Das Werk markiert den Höhepunkt des Schaffens von Johann Sebastian Bach. Die Passion, das Leiden Christi, wird als epische Geschichte musikalisch dargestellt, rezitative Erzählung wechselt mit Chorälen und Arien. Eine zentrale Rolle spielt das bekannteste Stück, "Oh Haupt voll Blut und Wunden". Ganz große Musik, vom furiosen Chor feinfühlig und bombastisch interpretiert.
Trotz der Dauer von über drei Stunden gibt es keine Längen. Dirigent Thomas Kiefer hält die Spannung hoch, ein Gänsehautmoment jagt den anderen. Zwischendurch gibt es immer wieder kontemplative Phasen, in denen sich Bischof Stephan Ackermann inmitten der Zuschauer zurücklehnt und entspannt die Augen schließt. Dann wieder bricht der Chor wie ein Gewitter los. Das sind wirklich erhebende Momente, die einerseits der Musik und andererseits dem Können der Ausführenden geschuldet sind. Insgesamt ein ergreifendes Konzert, das wahrhaft österliche Stimmung erzeugt.

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