Die vielen Facetten der Klarinetten

Schweich · Die luxemburgische Formation Claritmico hat im Rahmen des Mosel Musikfestivals ein sehr abwechslungsreiches und dynamisches Konzert in der ehemaligen Synagoge Schweich gegeben. Die sechs Klarinettisten begeisterten mit Werken von Bach und Paganini bis hin zu Klezmer-Musik.

 Marcel Lallemang glänzt als Solist in Paganinis „Moto Perpetuo“. TV-Foto: Anke Emmerling

Marcel Lallemang glänzt als Solist in Paganinis „Moto Perpetuo“. TV-Foto: Anke Emmerling

Schweich. Claritmico bietet ein besonderes Hörerlebnis, denn einige der Stücke, die das Ensemble mit sechs Klarinetten interpretiert, sind ursprünglich für ganz andere Instrumente geschrieben worden. Da sind gleich zu Beginn der erste Satz des 4. Brandenburgischen Konzerts von Johann Sebastian Bach und das Concerto grosso, op. 6 Nr. 1, von Arcangelo Corelli. Beide stammen aus dem ausgehenden 17. bis frühen 18. Jahrhundert, einer Zeit, in der die Klarinette in ihrer heutigen Form noch gar nicht existierte. Beide Werke sind in ihren Urfassungen teils für Flöten, überwiegend aber Streicher und Cembalo konzipiert.
Den sechs Musikern gelingt es hervorragend, sowohl in getragenen und leisen Largo- wie auch spritzigen und beschwingten Allegro-Passagen dem Charakter der bekannten Kompositionen gerecht zu werden. Den für Concerti grossi typischen Kontrast verschiedener Instrumentengruppen übersetzen sie mit den Klangfarben verschiedener, teils selten zu hörender Klarinetten. Da trifft beispielsweise die brummige Tiefe der Kontrabassklarinette auf scharfe hohe Töne der kleinen Es-Klarinette.
Ein weiteres tun das feine Gespür für Rhythmik, Dynamik und Spannung sowie die brillante Spieltechnik der Musiker. Einen ganz virtuosen Beitrag in dieser Hinsicht liefert Marcel Lallemang als Solist in Paganinis "Moto Perpetuo". Die schnelle und pausenlose Notenfolge des ursprünglich für Violine geschriebenen Stücks verlangt dem Bläser wahre Atemkunst ab. Doch nichts wirkt angestrengt, die wirbelnden, trillernden Töne der Klarinette sind von tänzerischer Leichtigkeit.
Wie dieser Beitrag trifft auch das gesamte Programm auf ein begeistertes Echo der 150 Zuhörer. Es folgen noch Gabriel Faurés "Pavane", moderne, teils impressionistisch bildhafte Stücke der luxemburgischen Komponisten René Mertzig und Jean-Paul Frisch sowie traditionell inspirierte Klezmer-Musik von Alexis Ciesla und Bela Kovacs. Damit ziehen nicht nur verschiedene Stimmungen wie Freude und Melancholie, sondern auch vielseitige Ausdrucksformen in den Saal ein.
So bleibt am Ende neben Freude über ein schönes Konzerterlebnis auch eine neue Faszination für das Instrument Klarinette. ae

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