"Doku-Drama" über die Julikrise

Trier · "Trier im Ersten Weltkrieg" - unter diesem Motto steht eine Projekt-reihe des Trierer Theaters. Das Besondere: Die Inhalte von zwei geplanten Inszenierungen werden von Studenten erarbeitet.

 Theaterintendant Gerhard Weber (rechts), Diego Vogt (links), Landesgeschäftsführer des Sozialverbandes VDK, und Regisseur Steffen Popp besuchen die Gedenkstätte im französichen Verdun. Foto: privat

Theaterintendant Gerhard Weber (rechts), Diego Vogt (links), Landesgeschäftsführer des Sozialverbandes VDK, und Regisseur Steffen Popp besuchen die Gedenkstätte im französichen Verdun. Foto: privat

Trier. Vor dem Trierer Büro des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge (VDK) hat ein Unbekannter mehrere Plastiktüten abgelegt. Darin die sterblichen Überreste von mindestens drei deutschen Kriegstoten aus dem Ersten Weltkrieg. Gefunden wurden sie, wie es in dem beigelegten anonym verfassten Brief heißt, auf den Schlachtfeldern von Verdun in Frankreich.
Das, was sich tatsächlich im vergangenen Herbst in Trier so abgespielt hat, könnte schon bald auf die Bühne des Trierer Theaters kommen. Chefdramaturg Peter Oppermann überlegt, ob das womöglich der geeignete Einstieg in ein ungewöhnliches Stück werden könnte. "Die Begebenheit zeigt, dass die Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges noch heute auch bei uns fassbar sind", sagt Oppermann.
Das Theater plant im Herbst eine Projektreihe zum Thema Trier im Ersten Weltkrieg. Das Land unterstützt die Reihe mit 50 000 Euro.
Das Besondere daran: Trierer Studenten werden in den kommenden Wochen den Inhalt der beiden Stücke, die dann aufgeführt werden sollen, recherchieren. In einem Seminar des Trie-rer Historikers Christian Jansen werden die Studierenden aus Materialien des Stadt- und Bistumsarchivs über den Ersten Weltkrieg Texte erarbeiten. Diese sollen dann Teil der Inszenierung "Transit unter Freunden - Todfeinde im Ersten Weltkrieg" sein. Inszeniert wird das am 16. November aufgeführte Stück von Steffen Popp, der unter anderem bereits "Die Physiker" von Dürrenmatt in Trier auf die Bühne brachte.
Eine weitere Studentengruppe wird sich mit der sogenannten Julikrise beschäftigen, die auf die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 folgte und zum Ausbruch des Krieges führte. Die Studenten sollen, so Jansen, aus Literatur-Texten und historischen Quellen ein "Doku-Drama" entwickeln, das dann Theater-Intendant Gerhard Weber inszenieren und am 1. Oktober auf die Bühne bringen wird.
Das Seminar biete Studierenden die Möglichkeit, einmal etwas abseits des üblichen Uni-Trotts zu machen, sagt der Historiker. "Für alle, die sich über das Normalmaß hinaus engagieren, ist auch eine Mitwirkung an der Inszenierung möglich." Jansen selbst wird zum Thema auch Vorlesungen anbieten, und zwar an verschiedenen Orten in der Stadt, unter anderem im Theater und im Landesmuseum.
Neben der Uni wird das Theater auch mit Schulen, der Volkshochschule, dem Stadtarchiv und dem Landesmuseum zusammenarbeiten, um die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges zu beleuchten und, wie Oppermann sagt, "ein generationsübergreifendes Publikum" anzusprechen. Eine Kooperation mit der Trierer Partnerstadt Metz sei bislang noch nicht zustande gekommen. Offenbar fehle dort das Interesse an dem Thema Erster Weltkrieg, bedauert Oppermann. wie

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