Edle Fenster aus Edelstein

Stipshausen · Schmuckstücke, Wandbilder und Skulpturen - die Bandbreite der künstlerischen Ausdrucksweise von Bernd und Tom Munsteiner ist groß. Mit ihren jüngsten Werken haben sie neue Wege beschritten. Sie haben zwei Sakralfenster in einer Dorfkirche im Hunsrück geschaffen. Am Sonntag werden diese der Öffentlichkeit vorgestellt.

Bekenntnis zur Heimat und zu den Schmucksteinen der Region: Zwei transparente Kirchenfenster aus Achat haben Bernd (links) und Tom Munsteiner für die evangelische Kirche in Stipshausen im Hunsrück gestaltet. TV-Foto: Reiner Drumm

Bekenntnis zur Heimat und zu den Schmucksteinen der Region: Zwei transparente Kirchenfenster aus Achat haben Bernd (links) und Tom Munsteiner für die evangelische Kirche in Stipshausen im Hunsrück gestaltet. TV-Foto: Reiner Drumm

Foto: TV-Foto: Reiner Drumm

Stipshausen. Kunst erzählt dem Betrachter bei jedem Anblick immer wieder etwas Neues. Die neuen Werke von Bernd und Tom Munsteiner sehen jedoch tatsächlich jeden Tag, ja sogar jede Stunde anders aus. Es sind zwei gut drei Meter hohe Kirchenfenster in der evangelischen Dorfkirche in Stipshausen, Kreis Birkenfeld, aus transparentem Achat. Der ständig unterschiedliche Lichteinfall sorgt regelmäßig für neue Eindrücke.
8000 jeweils 30 mal 30 Millimeter große Quadrate, fixiert auf Sicherheitsglas, schillern in Weiß, Gold, Karneol, Grau, Schwarz und Tausenden von Zwischentönen. Die Fenster mit dem Namen "Impressionen in Achat", die sich gegenüberliegen, sind abstrakt gearbeitet, sind grafische Kompositionen.In der ganzen Welt gefragt


In vielerlei Hinsicht haben die renommierten Künstler aus dem Hunsrück, die heute in der ganzen Welt von Arizona bis Hongkong gefragt sind, Neuland beschritten. "Transparente Kirchenfenster aus Achat, das gibt es bisher nicht", sind sich Vater und Sohn sicher. Achat, der Traditionsstein in der Edelsteinregion um Idar-Oberstein, galt lange Zeit als wenig wertvoll und lichtundurchlässig. Dass beides nicht stimmt, diesen Beweis treten sie mit den beiden Fenstern an. Jedes Achat-Puzzleteilchen wurde hauchdünn geschliffen und ist lediglich 1,5 Millimeter dick.
"Mit dieser Erfindung erschließen sie für den Achat völlig neue Perspektiven in der Kunst. Es ist eine Perspektive, die ihre historischen Wurzeln nicht leugnet, deren Tradition allerdings entschieden in die Neuzeit führt", schreibt der Kunsthistoriker Willi Lindemann über das Projekt der Edelsteinkünstler. Die Idee zu den Sakralfenstern, inspiriert von den Fenstern von Gerhard Richter im Kölner Dom, hatte der 71-jährige Bernd Munsteiner schon länger. Mit seiner Begeisterung steckte er Sohn Tom an. Auch wenn sie sich in der täglichen Arbeit unterstützen und sich gegenseitig inspirieren: Die Fenster sind ihr erstes gemeinsames Projekt.
Tom Munsteiner, der gemeinsam mit Ehefrau Jutta längst bewiesen hat, dass er in der Branche zu den Großen gehört, betritt mit dieser Arbeit Neuland: Denn er arbeitet zum ersten Mal mit Achaten. Vater Bernd dagegen kehrt zu seinen Wurzeln zurück. Er ist in der Mörschieder Schleiferei seines Vaters Viktor mit der Arbeit an Achaten groß geworden.
Die Kirchenfenster sind als eine Art Hommage an den Schmuckstein der Region zu verstehen - und auch an die Heimat. Denn von Anfang an stand für die bodenständigen Künstler fest: Die Fenster sollen nicht irgendwo in der Welt zu sehen sein, sondern in Stipshausen. Das war im Übrigen eine weitere Herausforderung, gilt die Kirche in dem 900-Einwohner-Ort doch als Kleinod im Stil des Hunsrücker Bauernbarocks. Die modernen Sakralfenster bilden zu den dekorativen und figürlichen Malereien einen spannenden Kontrast.
Die evangelische Pfarrkirche Stipshausen ist von April bis Oktober täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Die Einweihung der neuen Fenster ist am Sonntag, 19. Oktober, 10.30 Uhr, im Rahmen eines Festgottesdienstes.
Derzeit läuft auch die zehnte Atelierausstellung von Bernd, Tom und Jutta Munsteiner. Neben ihren eigenen Werken sind Objekte des Amerikaners Boris Bally, Plastiken des Berliners Carl Dau, Schmuck der Britin Gill Galloway-Whitehead, des deutschen Peter Schmid und der Amerikanerin Eleanor Moty sowie keramische Arbeiten der deutschen Dorothee Wenz zu sehen.
Die Ausstellung ist bis 26. Oktober täglich, auch sonn- und feiertags, von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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