Ein Blick in die Subkultur

Trier · Lichtkunst, Musik, Mode: 600 Besucher sind zum zweiten "Gedankenskulptur-Festival" ins Trierer Ex-Haus gekommen und haben eine Symbiose aus Kunst, Musik, Wissenschaft und Skateboarding erlebt.

 Ulla Rauters „Fassadenscan“ der Porta Nigra erstrahlt an einer Wand in der Tufa in Trier. Dazu macht die Künstlerin zuerst ein Foto des Gebäudes. Ein Computerprogramm setzt die Struktur des Bauwerks dann Stein für Stein in Klänge um. TV-Foto: Marius Bales

Ulla Rauters „Fassadenscan“ der Porta Nigra erstrahlt an einer Wand in der Tufa in Trier. Dazu macht die Künstlerin zuerst ein Foto des Gebäudes. Ein Computerprogramm setzt die Struktur des Bauwerks dann Stein für Stein in Klänge um. TV-Foto: Marius Bales

Trier. Ein verdunkelter Raum, der durch eine klare Projektion an der Wand in einem Kontrast von schwarz und weiß erhellt wird. Im Hintergrund diffuse Klänge, die lauter und leiser werden, hin und her schweben und durch die Bildeigenschaften geprägt werden. Ein roter Strich zieht sich in wenigen Sekunden über das Bild und der Raum verdunkelt wieder. Ulla Rauters "Fassadenscan" ist an der Schnittstelle von Klang und Bild zu finden, wo ein Medium in das andere fließt.
Gebäude, die klingen


Im Rahmen des zweiten "Gedankenskulptur-Festivals" vertont die Wiener Künstlerin die Porta Nigra, die Konstantin-Basilika und die Skatehalle in Trier-West, indem sie hochauflösende Fotografien der Fassaden macht und per Computer den Klang ermitteln lässt. Die Software liest die Gebäudestruktur. Dabei erzeugt jede Tür, jede Fensterfront und jeder ausladende Stein einen anderen Ton. So klingen die drei Trierer Bauwerke komplett unterschiedlich. Diese außergewöhnliche Form der Street-Art kommt bei den rund 4600 Besuchern der Ausstellung gut an. "Eine sehr neuartige Wahrnehmung von Gebäuden, die zum alltäglichen Trierer Stadtbild gehören. Diese Kunstform lässt eine ganz besondere Atmosphäre entstehen", sagen Geraldine Hutt und Katharina Rehbach.
Die sieben Studenten der Gruppe We convert our mind to creativity, die hinter dem Festival stehen, haben den Schwerpunkt in diesem Jahr auf das Thema Wahrnehmung von Subkulturen gelegt. So zeigen Künstler wie FOXYBOT aus Karlsruhe, dass Street-Art weit mehr ist als nur Graffiti. Kunstvolle Fotografien von Fidelis Fuchs werden von Tobias Talbot übermalt, so dass eine kreative Illusion entsteht: Zwei Kunstformen im Dialog miteinander.
Außergewöhnliche Mode gibt es von Elvira t Hart aus Amsterdam und Rafaela Kacunic aus Berlin. Fotos von Sarah Capesius aus Brüssel zeigen durch eigene Interpretationen das Besondere im Alltäglichen. In Alexander Martinz Videoinstallationen verbinden sich Kunst und Musik mit einander. Und genau das ist das Ziel des "Gedankenskulptur-Festivals": Die vier Disziplinen Kunst, Wissenschaft, Skateboarding und Musik miteinander zu verbinden.
In einem Vortrag der Soziologin Midia Majouno wird das von der wissenschaftlichen Seite betrachtet. Tobias Kleinschmidt aus Aachen hat ein "Skate-Obstacle" gebaut, das am Nachmittag von vielen Besuchern getestet wird. Die Installation stellt die Sichtweise eines Skateboarders auf ihre Umwelt dar. Im Anschluss an die Ausstellung feiern die insgesamt rund 600 Festivalbesucher mit einem liebevoll zusammengestellten Musikprogramm mit Bands und DJs aus ganz Deutschland bis spät in die Nacht.
"Wir sind überglücklich über die vielen interessanten Besucher", freut sich das Organisationsteam. "Wir haben uns entschlossen, in Zukunft definitiv ein weiteres Mal die Gedanken skulptur aufblühen zu lassen."

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