Eine Rarität wird zu neuem Leben erweckt

Trier · Das Oratorium "Le Sinai" des Trie-rer Komponisten Georg Schmitt ist nach mehr als 100 Jahren wieder in Trier aufgeführt worden. Die musikalische Reise in die Geschichte des Volkes Isreal zeigt unverkennbare Anklänge an die französische Orgelmusik.

Trier. Klanggewaltig und lebendig präsentierte sich die Ankunft des Volkes Isreal am Berge Sinai, wie sie am Sonntag in St. Maximin im Rahmen des Mosel Musikfestivals aufgeführt wurde. Das nahezu unbekannte Oratorium des Trierer Komponisten Georg Schmitt, den die meisten Trierer nur als Komponisten des "Moselliedes" kennen, machte deutlich, wie groß das künstlerische Spek-trum des nach Paris ausgewanderten Trierers war.
"Sinai" macht die Freuden und Konflikte der Israeliten im Dialog mit ihrem Gott sehr gut nachvollziehbar. Dabei brillierten in besonderer Weise die fünf Solisten, welche die komplizierten Arien und Duette professionell meisterten. So war beim Wechselgesang von Moses mit Aaron der Streit um das Goldene Kalb fast körperlich zu spüren.
Aber auch Orchester und Chor waren weit mehr als nur ein Klangteppich zur Unterstützung der Solisten, sondern gaben alle Emotionen der Geschichte überzeugend wieder. In sanfter Verspieltheit umschrieben sie die Versuchungen des Götzen und zeigten mit herrischen Blechbläserklängen die letztendliche Treue zu Gott. Obwohl das Oratorium an seinen Höhepunkten klanglich an eine Oper erinnerte, kam doch die religiöse Grundstimmung immer wieder in den zwischen ruhig und hymnisch changierenden Chorpassagen zum Ausdruck.
Ebenfalls nicht zu überhören war Georg Schmitts Vorliebe für Orgelmusik. Klanglich entstand der Eindruck, als fungiere das gesamte Orchester wie eine gigantische Orgel - ein Effekt, der vor allem im massiven Einsatz der Blechbläser begründet lag.
Ob das Oratorium nun häufiger aufgeführt wird oder wieder dem Vergessen anheimfällt, bleibt abzuwarten. Der Musikwissenschaftler Wolfgang Grandjean wird in Kürze eine Ausgabe von "Sinai" veröffentlichen und damit den Zugriff zum Notenmaterial erleichtern (der TV berichtete). Und den Zuhörern in St. Maximin hat es mehrheitlich gut gefallen. grf

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