Eröffnung mit berauschender Wirkung

Trier · In den letzten Jahren hat Trier sich zum Hauptspielort des Mosel Musikfestivals entwickelt. Vor ausverkauftem Haus gab es nun in St. Maximin die Ouvertüre des neuen Jahrgangs.

Trier. Zu einem berauschenden musikalischen Fest wurde in diesem Jahr die Eröffnung des Mosel Musikfestivals, das Intendant Hermann Lewen mit einem klassischen Sinfoniekonzert an den Start gehen ließ. Satte und saftige Romantik sollte diesmal am Anfang der neuen Spielzeit stehen, beginnend mit Carl Maria von Weber über Max Bruch bis zu Anton Bruckner.
Mit Fingerspitzengefühl


Das kam an beim Publikum, wie der begeisterte Applaus nach jedem einzelnen Werk mit aller Deutlichkeit zeigte. Allenthalben konnte man in der Pause und auch nach dem Konzert den Musikfreunden die Faszination über das gerade Gehörte in den Gesichtern ablesen.
Unter der Leitung des Schweizer Dirigenten Mario Venzago gastierte die Deutsche Radio Philharmonie an der Mosel und wusste bestens mit der wahrlich nicht einfachen Akustik der ehemaligen Abteikirche St. Maximin umzugehen. Den Auftakt bildete die Ouvertüre zu Webers Freischütz, der vielleicht deutschesten aller deutschen Opern. Mit äußerst sensiblem Fingerspitzengefühl agierten die Musiker und füllten das restlos gefüllte Kirchenschiff bis in den letzten Winkel, ohne dass es an irgendeiner Stelle knallig, hart oder überzogen wirkte.
Das machte große Hoffnungen auf die siebte Sinfonie von Bruckner, die nach der Pause auf dem Programm stand. Nicht umsonst heißt es, dass Bruckner mit seiner E-Dur Sinfonie seinen Weltruhm begründete. Es war großartig, zu erleben, wie der Klangkörper den schier unendlichen Reichtum an Melodien und Themen mit Leben erfüllte. Es bestätigte sich aber auch wieder einmal ein Ausspruch des ehemaligen Trierer Generalmusikdirektors Istvan Dénes, der gesagt hat: "Die Sinfonien von Anton Bruckner gehören in die Kirche. Bruckner hat immer mit der Akustik eines solchen Raumes komponiert." In Maximin konnte man erleben, wie sehr die Klänge vom Raum aufgenommen und getragen wurden, wie der Raum mit seinem Nachhall sich als zusätzliches Element zur Interpretation gesellte. Mittelpunkt des Konzertes war natürlich das Violinkonzert Nr. 1 von Bruch. Als Solisten hatte Lewen den russischen Geiger Vadim Repin engagiert. Der 39-jährige Sibirier erledigte seinen Part so, wie Bruch es persönlich erwartet hätte.
Er ließ seine Guaneri del Gesù von 1743 singen und präsentierte die Seele der Komposition. Virtuosität und Empathie gleichermaßen prägten seine Spielweise. Leidenschaftlich widmete er sich dem ersten Satz, im zweiten ließ er einen wahren Strom von Emotionen von der Bühne herabfließen und im beschließenden Finale erstrahlten seine technischen Fähigkeiten in leuchtenden Farben. Was will man nach solch einem Konzert dem Publikum als Zugabe anbieten? "Oh cara mamma mia", eine neapolitanische Canzonette, bei der die Streicher der Philharmonie als Zupforchester zur Seite standen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort