Farbklänge überwinden Grenzen

Kinheim · Schreiner, Produktdesigner, Künstler: Was Kurt Müllers Werkstatt verlässt, besitzt die Formensprache des Minimalismus. Seine erste Installation "Farbklänge" schaffte es auf Anhieb in die renommierte Kunstausstellung der EVBK.

Kinheim. Ein Schuss, ein Treffer. Und mitten ins Schwarze. Kurt Müllers erstes Kunstwerk hat auf Anhieb eingeschlagen. Mit drei Stelen, die er aus farbigen Holzwürfeln zusammengesetzt hat, hat es der 54-jährige Schreiner aus Kinheim in die Jahresausstellung der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen (EVBK) geschafft. Mitten ins renommierte Stelldichein namhafter Künstler und gefeierter Neuentdeckungen. Seine Installation mit dem Namen "Farbklänge" ist so gut angekommen, dass sie nun auch in der Ausstellung "Impulse" in Trier zu sehen ist und bereits von einer Galerie in Luxemburg angefragt wurde.
Kinheimer lotet Grenzen aus


Bis hierhin ist Kurt Müllers als Schreiner, aber nicht als Künstler öffentlich in Erscheinung getreten. Als Künstler profitiert er davon, dass er sich als Schreiner Gedanken um Gestaltung gemacht hat. Müllers kopiert nicht. Er schafft sein eigenes Design und entwickelt eigene handwerkliche Lösungen, um seine Ideen praktikabel umzusetzen. Was ihn vor allem bewegt und was sich auch in seiner Installation "Farbklänge" wieder zeigt, das ist die Interaktion zwischen Farbe und Raum. Seine Skulptur behauptet sich im Raum durch aufeinandergesetzte farbige Holzwürfel in den Grundfarben Orange, Grün und Blau. Da die drei Stelen in Dreiecksform angeordnet sind, muss der Betrachter um sie herumgehen, damit er sie erfassen kann. Aus jeder Position heraus entstehen neue Farbkombinationen. In der Farbgebung setzt Müllers zwei weitere Pole miteinander in Beziehung: Harmonie und Dissonanz. Eine verspielt wirkende grüne Stele steht neben einer extrovertiert wirkenden orangenen, beide scheinen erst Halt durch das ruhige Blau der dritten zu bekommen.
Müllers geht es sowohl in seinen Schreinerarbeiten als auch in der Kunst darum, Grenzen auszuloten. Er fragt sich, wie weit er Gegensätze zusammenführen kann. Zum Beispiel kombiniert er einen Altbau mit einer minimalistischen Tür aus gerostetem Stahl. Betrachtet man seine Designprodukte - vor allem Stühle, Tische und Türen - fällt die Reduktion in Form und Farbe als markantestes Kennzeichen auf.
Klarheit und Reduktion


Seine Entwürfe entstehen unterm hohen Giebel einer umgebauten Scheune aus Bruchstein. Angrenzend an das Büro befindet sich die Werkstatt, auf der anderen Seite, durch einen Garten getrennt, entsteht gerade sein Wohnhaus. Auch hierin verwirklicht Müllers seine Gestaltungsprinzipien der Klarheit, der Reduktion und das für seine Arbeiten typische Spiel mit Licht und Schatten. Bis ins kleinste Detail ist die Innenarchitektur eine Sammlung eigener Design-Ideen, für die er handwerkliche Lösungen entworfen hat. Zu den auffälligsten gehören die verschiedenfarbige Flächen im Wohnbereich, die in ihrer reinen Funktion eine Schiebetür aus grünem Glas, eine Tür aus orange lackiertem Holz und die Front einer grauen Schrankwand sind. In der Wahrnehmung aber ergibt sich zwischen diesen Wohnelementen eine räumliche Beziehung, aus der ein Bild entsteht. Künstlerisch wird es bei Müllers weiter in Richtung Skulpturen gehen. Das Thema hat noch Potenzial - mehr verrät er noch nicht.

Ausstellung: Galerie "Beim Engel", Stadt Luxemburg, 4. bis 30. November.

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