Forscher finden tropische Tiere in der Eifel

Mainz · Tapir, Beutelratte und Halbaffe: Vor rund 44 Millionen Jahren bevölkerten ungewöhnliche Kreaturen die Eifel. Forscher haben sie im Schiefer des Eckfelder Trockenmaars (VG Manderscheid) entdeckt.

(dpa/mai) Vor wenigen Wochen verriet Projektleiter Herbert Lutz nur so viel über die neusten Entdeckungen vom Eckfelder Maar: "Es sind Funde, die viele überraschen werden und die auch uns überrascht haben." Gestern wurde das Geheimnis in einer Pressekonferenz des Naturhistorischen Museums Mainz gelüftet.

Als sensationell stuft Lutz die Entdeckung von Beuteltieren ein, heute typische Bewohner Australiens. Vor 44 Millionen Jahren hüpften allerdings keine Kängurus durch die Eifel. Vielmehr lebten dort Tiere, die Beutelratten ähnelten, wie sie heute als Opossums in Nord- und Südamerika heimisch sind.

Tapirzahn misst mehr als zwölf Zentimeter



Auch fossile Reste eines mächtigen Urtapirs wurden gefunden. Ein Eckzahn des Biests misst ganze zwölf Zentimeter. Tapire leben heute ebenfalls in Mittel- und Südamerika. Es sind schwerfällige Säugetiere mit einem charakteristischen kleinen Rüssel.

Im Schiefer des Maars entdeckten Forscher auch die Reste zweier Affenarten. Es seien die weltweit ältesten Funde der Adapiden, einer Familie von Halbaffen, berichtet Lutz. In Eckfeld wurden bislang vier Affenarten gefunden, eine mehr als in der weltbekannten Fossilfundstelle Messel bei Darmstadt.

Im ältesten Maar der Eifel, dem 44 Millionen Jahre alten Eckfelder Maar, haben Forscher bislang Fossilien von 28 Säugetierarten entdeckt. Seit 1994 hat sich die Artenzahl damit mehr als verdoppelt. "Das Potenzial ist noch längst nicht ausgeschöpft", sagt Wissenschaftler Herbert Lutz. "Wir werden, wenn wir weiter dort arbeiten können, die Zahl noch einmal verdoppeln können." Der Experte erwartet versteinerte Funde von bis zu 60 Säugetierarten.

Das Eckfelder Maar liegt am Südrand des Hocheifel-Vulkanfelds, wo vor 25 bis 45 Millionen Jahren zahlreiche Krater Lava spuckten. Seit Beginn der Grabungen des Naturhistorischen Museums Mainz vor 23 Jahren entdeckten Forscher dort rund 35 000 Fossilien. Dazu gehören etwa ein Krokodil, Käfer, Fische, Frösche, Vögel, Honigbienen sowie Palmenreste und Lianen. "Es gibt kein erdgeschichtliches Archiv, was so genau aufgezeichnet hat, was passiert ist, wie diese Maar-Seen", sagt Lutz.

Damit lassen sich relativ sicher Rückschlüsse auf die damaligen Umweltverhältnisse ziehen. Das Eckfelder Maar lag demnach in einem tropisch feucht-heißen Urwald.

Finanziert werden die Grabungen in Eckfeld von der Stadt Mainz und dem Land Rheinland-Pfalz. Wichtige Funde werden auch vor Ort im Manderscheider Maarmuseum aufgestellt.

Wann und für wie lange dies mit den aktuellen Funden passiert, kann Lutz noch nicht sagen. Das Maarmuseum befinde sich derzeit ohnehin im Winterschlaf und es sei auch eine Platzfrage.

Extra

Einmaliges Maar: Für Paläontologen ist das Eckfelder Maar weltweit einmalig. Der Forscher Torsten Wappler sagt: "Die Erhaltungsqualität der Fossilien dort ist so groß wie im berühmten baltischen Bernstein oder auch in der Grube Messel bei Mainz, die Weltnaturerbe ist." Berühmte Funde im Eckfelder Maar sind das Urpferdchen, die älteste Honigbiene der Welt, ein etwa 1,20 Meter langes Krokodil und die älteste Laus der Welt. Die Fossilien müssen aufwendig präpariert werden, bevor sie untersucht und ausgestellt werden können. (mai)

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