Gebühren-Schock: Diskos und Festen droht das Aus

Trier · Ärger über massive Erhöhung der Gema-Abgaben: Trierer Veranstalter wollen deswegen jetzt vor Gericht ziehen. In der Region könnte die geplante Erhöhung das Aus für Diskotheken bedeuten. Auch Veranstalter von Festen müssen sich auf deutlich höhere Kosten gefasst machen.

(AF) Dort, wo die Musik spielt, tanzt die Gema an -, ob vom Laptop oder live, auf dem Straßenfest, bei der Abi-Feier oder in der Disco. Die Verwertungsgesellschaft, die die Nutzungsrechte von Musikern und Textern wahrnimmt, hat eine neue Tarifstruktur vorgestellt. Die soll ab dem 1. Januar 2013 gelten -, und sie treibt schon jetzt viele Musikveranstalter auf die Barrikaden. Die Reform klingt einfach: Statt elf Tarifen soll es künftig nur noch zwei geben. Bei kleineren Veranstaltungen mit geringem Eintritt sei laut Gema-Vorstand Georg Oeller mit einer "deutlichen Entlastung" für die Macher zu rechnen. Bei größeren Events wird die Gema künftig aber erheblich mehr kassieren.

Und das gilt nicht nur bei Veranstaltungen, für die Eintritt erhoben wird, sondern etwa auch bei Stadt- oder Weinfesten. Besonders drastisch sind Diskotheken betroffen. "Es wird vielen an den Kragen gehen", sagt Patrick Wilbois, Inhaber der Saarburger "Tenne". Er hat nachgerechnet: Für seine eher kleine Disco mit nur einer Tanzfläche müsse er laut neuem Tarif "mehr als das Dreifache" zahlen. "Für uns wird es definitiv existenzbedrohend. Das lässt sich nicht auf Getränke- oder Eintrittspreise umlegen."

Auch Stephan Büttner befürchtet ein Diskotheken-Sterben. Der Geschäftsführer des Disco-Verbands BDT nennt ein Beispiel: "Eine mittelgroße Disco mit vier Tanzflächen muss dann statt 28.800 Euro jährlich 174.000 Euro zahlen." Sollten die neuen Tarife kommen, werde es definitiv weniger Veranstaltungen geben, sagt Büttner: "Das wird zu einer Verarmung der Veranstaltungskultur führen." Auch zwei Trierer wollen sich mit den neuen Tarifen nicht abfinden.

Michael Rausch, Programmverantwortlicher im Club 11 und zudem eingebunden in die Programmplanung beim Trierer Moselfest, kündigt an, gemeinsam mit dem Gastronom Matthias Sonnen einen Musterprozess führen zu wollen. "Man muss die Sinnhaftigkeit eines nationalen Monopolisten wie der Gema auf EU-Ebene prüfen lassen", sagt Rausch.

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