Gladiator am Tatort: Trierer Theater-Schauspieler im ARD-Krimi

Trier · Seit elf Jahren kennt das Trierer Publikum den Schauspieler Tim Olrik Stöneberg - aus dem Theater, den Erlebnisführungen in der Porta oder dem Festival "Brot und Spiele". Am Sonntag lernt es ihn erstmals in einer neuen Rolle kennen: als Rocker im "Tatort" neben Stars wie Devid Striesow und Claude-Oliver Rudolph.

 Harte Männer unter sich: Oberrocker Claude-Oliver Rudolph (links) und Anwärter Tim Olrik Stöneberg im neuen Saarbrücker Tatort. Foto: SR

Harte Männer unter sich: Oberrocker Claude-Oliver Rudolph (links) und Anwärter Tim Olrik Stöneberg im neuen Saarbrücker Tatort. Foto: SR

Trier. Man braucht Tim Olrik Stöneberg gar nicht erst zu fragen, ob er stolz darauf ist, bei einem Straßenfeger zur besten Sonntagabend-Sendezeit mitzuspielen. Zum Gespräch in der Theater-Kneipe Astarix kommt er im schwarzen, eigens für die Mitwirkenden gedruckten Saarbrücker Tatort-T-Shirt - und mit dem Lächeln eines Gewinners.
Dass er schon ein paar Stunden Proben für das neue Trierer Studio-Stück "Berlin Calling" hinter sich hat, ist ihm nicht anzumerken - eher schon die Vorfreude auf das frühzeitige Geburtstagsgeschenk, das ihm die ARD übermorgen macht. Der Vierzigste in drei Wochen ist für einen Schauspieler sicher unbeschwerter zu feiern, wenn sich gerade neue Karriereoptionen bieten. Stönebergs Hoffnung: "Vielleicht geht da ja eine Tür auf."
Mit dem Namen im Vorspann


Dass Trierer Schauspieler kleine Rollen in Film oder Fernsehen ergattern, ist nichts Ungewöhnliches. Aber für Stöneberg ist eine "Episoden-Hauptrolle" herausgesprungen, wie die Fernsehleute sagen. Schlagender Beweis: Sein Name taucht nicht nach Filmschluss auf, wenn die Komparsen heruntergerattert werden, sondern schon im Vorspann. "Auf Platz fünf oder sechs", hat er bei der Vorpremiere mitgezählt.
Für zwölf Drehtage war er engagiert - nicht zuletzt dank cleverer Selbstvermarktung. Beim Casting für die Rockerrolle fuhr er mit seiner Yamaha Wild Star 1600 vor und durfte sie gleich für den Dreh wieder mitbringen.
Tim, der auch im Tatort passenderweise Tim heißt, spielt einen Novizen unter den harten Jungs der Motorradgang "Dark Dogs", der für seinen Aufstieg zum ordentlichen "Member" allerlei Frondienste leisten muss.
Harte Jungs sind auch unter den Theaterrollen des gebürtigen Kölners öfter zu finden, ebenso wie komische Figuren, Schönlinge oder Gladiatoren. Dabei würde er durchaus gerne mal eine gebrochene Figur, einen psychologisch tief gründelnden Verlierer spielen. Aber es traut sich wohl keiner, ihn so zu besetzen.
Das hat vielleicht mit Stönebergs Spielstil zu tun. Es gibt Schauspieler, die sich bei fast jeder Rolle in erster Linie selbst spielen. Und andere, die sich völlig in eine Figur verwandeln können. Auf Hollywood-Ebene gesagt: Es gibt Tom Cruise und es gibt Dustin Hoffman. Wobei Dustin Hoffman die Oscars gewinnt, aber Tom Cruise die Herzen der Verehrerinnen. Und Tim Olrik Stöneberg ist mehr Tom Cruise als Dustin Hoffman.
Gut, Saarbrücken ist nicht Hollywood. Aber beim Tatort-Dreh lernt man schon spannende Leute kennen. Wie Devid Striesow, den Stöneberg "unkompliziert und zugänglich" erlebt hat. Oder Parade-Bösewicht Claude-Oliver Rudolph ("eine coole Sau, aber viel netter, als man vermutet").
Die Chance, sich einem Millionenpublikum - und vielen Produzenten - zu präsentieren, kommt zur rechten Zeit. Denn trotz seiner vielen Jahre in Trier: Unkündbar ist er nicht, und wenn die Amtszeit von Intendant Gerhard Weber 2015 endet, könnte ein neuer Chef das Ensemble kurzerhand vor die Tür setzen. Auch einen Profi wie Stöneberg, der nicht nur spielt, sondern auch jongliert, fechtet, feuerspuckt, Gitarre spielt - und, wie beim Tatort, seine Stunts selber macht.
Da tut es gut, mehrere Eisen im Feuer zu haben. Erfahrung mit der Kamera hat er aus preisgekrönten Experimental-Filmen, da ließe sich eine Fernsehkarriere anknüpfen. Womöglich Tatort-Assistent bei Til Schweiger? "Mit Kusshand", kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen. Schließlich tut sein Lieblingskommissar Schimanski längst keinen Dienst mehr.
Public Viewing am Sonntag, 7. April, 20.15 Uhr, mit Tim Stöneberg in der Gaststätte Cheers.

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