Grenzenlose Möglichkeiten

Trier · Mit ihrer Ausstellung "Zwischen _Räume" präsentiert Renate Wolff in der Europäischen Kunstakademie Trier (EKA) nicht nur eindrucksvolle Raumbilder. Sie eröffnet dem Betrachter auch neue geistige Räume und zeichnet tiefgründige Denkmodelle.

 Der Raum als Ordnungsmodell: Renate Wolff vor einer ihrer Arbeiten. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Der Raum als Ordnungsmodell: Renate Wolff vor einer ihrer Arbeiten. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. Ein Raum - was ist das? Die Antwort scheint einfach. Oft genug hat man sich mit dem durch Länge, Höhe und Breite definierten Modell in der Mathematikstunde herumgeschlagen. Sowieso kennt jeder Räume aller Art und bewegt sich darin mal mehr, mal weniger selbstverständlich, nicht zuletzt in denen der Zeit.
Wer sich allerdings intensiver mit dem Raum als Begriff und Denkmodell beschäftigt, wird schnell feststellen, wie vieldeutig und vielschichtig die Vorstellung des Raumes ist. Nicht nur die Philosophen sind sich von alters her darüber uneinig, was denn nun der Raum sei und wie er zu definieren ist. Auch die Mathematiker kamen im Laufe der Jahrhunderte zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen.
Tatsache ist, dass Menschen ihre Existenz in Räumen ordnen, nicht nur in die alltäglichen, in denen sie leben und arbeiten. Zeiträume takten das menschliche Dasein, in geistigen Räumen werden Vorstellungen und Ideen entwickelt und sortiert.
Auch Renate Wolff befasst sich seit langem mit der Idee des Raums. Mit ihrer Erscheinung, ihrer Verdichtung und ihren Veränderungen setzt sich die langjährige Dozentin der EKA zeichnerisch wie malerisch auseinander.
Konkreter und geistiger Raum verschränken sich in ihrem wandfüllenden eindrucksvollen Wandbild an der Stirnseite der Kunsthalle, in dem sich der blaue Farbraum und der Leerraum der weißen Wand zum großen Gefüge durchdringen. In ihren feinsinnigen abstrakten Klebebandbildern schafft Renate Wolff aus senkrechten und waagerechten Bänderlinien komplexe Strukturen.
Auf den ersten Blick erinnern die Arbeiten der an der Kunstakademie in Düsseldorf ausgebildeten Künstlerin, die heute in Berlin lebt, an architektonische Grund- und Aufrisse. Allerdings fasst Renate Wolff ihre Räume nicht als strenges Rechteck oder Quadrat, sie erweitert sie, schafft Vorsprünge und löst die strengen Linien der Form und damit der Raumgrenzen auf.
Bisweilen setzt sie die Linie geradezu poetisch in Bewegung. Derart greifen Renate Wolffs Räume in einen anderen imaginären Raum über und dringen in ihn ein. Auch wenn sie grundsätzlich von einer festen Form ausgeht, so steht für die Künstlerin doch fest: "Ich lasse Formen gerne offen. Ich biete ungern endgültige Lösungen an."
Renate Wolffs Räume und Zwischenräume sind Ausdruck von Bewegung aus der festen Grundstruktur des Rechtecks. Ihre Räume sind Ordnungsmodelle, die Menschen und Objekte gleichermaßen in ihren Grenzen verorten, wie sie ihnen Veränderung ermöglichen.
Vor Wolffs offenen Formen und sich erweiternden Räumen muss sich auch der Betrachter geistig bewegen, um zu definieren, wo er künftig den Raum begrenzen will, was Raum und was Zwischenraum ist.
Die Ausstellung ist bis zum 24. April, dienstags bis sonntags, von 11 bis 17 Uhr zu sehen. Telefon 0651/998460, Internet: www.eka-trier.de

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