"Hollywood-Sounds 3": Trierer Arena versinkt im Kino-Fieber

Trier · 3000 Zuschauer haben am Freitag in der Trierer Arena ein perfekt inszeniertes und opulent instrumentiertes Filmmusik-Konzert bejubelt. "Hollywood-Sounds 3" übertrifft noch einmal deutlich die Vorgängerausgaben und beschert dem veranstaltenden Musikverein Pfalzel einen großen Erfolg.

Was muss das für ein Gefühl sein für die 117 meist jungen Musiker: vor sich eine prall gefüllte Halle mit gespannt lauschendem Publikum. Hinter sich eine riesige Leinwand, von der die mächtigen Film-Bilder in den Saal ausstrahlen. Und dazu die beeindruckende, fast erhabene, alle Emotionen freisetzende Musik, die durch das kunstvolle Zusammenspiel unter der Leitung von Dirk Sinnig entsteht.
Vergnügen für die Sinne


Das ist ein Vergnügen für alle Sinne. Der Mix bei den Filmen ist intelligent, Klassiker wie "Jurassic Park" und "Krieg der Sterne" stehen neben Aktuellem wie den "Chroniken von Narnia". Die Zusammenschnitte (Stephan Grün) sind nicht nur technisch sauber, sie fangen auch geschickt das Wesentliche der Filme ein. So entsteht im Zusammenspiel mit der Musik und der angenehm kurzen Inhaltsangabe ein wunderbarer Effekt: Die jeweils fünfzehnminütigen Clips vermitteln einen treffenden Eindruck vom Charakter des Films, auch wenn man ihn nie gesehen hat.
Es wird bemerkenswert sauber musiziert - immerhin sind hier keine abgezockten Profis am Werk, sondern Mitglieder eines, wie der Vorsitzende Klaus Röder zu betonen pflegt, "ganz normalen" Musikvereins. Verstärkt durch ein von Ulrich Krupp gut eingestelltes Schulorchester vom Angela-Merici-Gymnasium.

Die 40 Streicherinnen verschaffen den Hollywood Sounds diesmal einen weitaus üppigeren, geradezu sahnigen Klang, was vor allem den genialen Soundtracks von John Williams zugute kommt, der gleich drei Mal vertreten ist. Aber auch James Horners "Avatar"-Musik gerät zu einem echten Erlebnis, nicht zuletzt aufgrund des vorzüglichen Gesangs-Solos von Miriam Cartarius. Dagegen entpuppt sich das "Phantom der Oper" als musikalisch ziemlich belanglose Schnulze. Die Feuerprobe des Abends aber ist Klaus Doldingers Filmmusik zu "Das Boot". Eine komplexe, rhythmisch anspruchsvolle, jazzig angehauchte Komposition, die für einen Klangkörper dieser Größe eine extreme Her-ausforderung darstellt. Aber alles wippt und swingt auf der Bühne, treibt nach vorn, lotet die Stimmungslagen von düster bis euphorisch präzise aus.
Grenzenloses Staunen


Irgendwann weiß das Publikum nicht mehr, worüber es mehr staunen soll: über die jugendlichen Gesichter der Grönemeyer, Ochsenknecht und Co. auf der Leinwand oder über das souveräne Dirigat von Dirk Sinnig, der den Laden mit klarer Zeichensetzung zusammenhält - als habe er nicht gerade ein Jura-Examen absolviert, sondern seine sinfonische Abschlussprüfung an der Musikhochschule. Am Ende Standing Ovations, "Independance Day" als Zugabe, noch ein Film-Kriegs-Szenario - vielleicht eines zu viel. Dafür Leonard Cohens "Hallelujah" in einer leicht verkitschten Version als friedlich-finaler Rausschmeißer. Große Begeisterung beim Publikum, große Erleichterung bei Musikern und Machern. Und Lob aus berufenem Mund: "Klasse Musiker und ein fantastischer Sound", schwärmt Intendant Hermann Lewen vom Mosel Musikfestival. Und Schirmherr Bernhard Kaster stellt den Musikverein Pfalzel gleich in eine Linie mit dem berühmten Filmmusik-Orchester Babelsberg.

Nur die Stadt Trier hat es wieder mal nicht geschafft, zu dieser singulären kulturellen Glanzleistung eines ihrer Vereine einen offiziellen Vertreter zu entsenden. Ein Armutszeugnis. Vielleicht lässt sich das aber wiedergutmachen: Zum Beispiel, in dem man bei den Pfalzelern mal anfragt, ob sie sich nicht vorstellen können, diese Erfolgsproduktion im Sommer im Amphitheater zu zeigen. Dann gäbe es nach dem Aus für Antikenfestspiele und Brot&Spiele wenigstens ein eigenproduziertes Event.

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