"Ich halte mich am Rand der Musik fest"

Mit "Herbst" will die Trierer Sängerin Rike Port erstmals als Teil einer eigenen festen Band erfolgreich sein. Der Trierische Volksfreund hat mit der 32-Jährigen über ihre Träume und ihr Leben gesprochen.

Trier. Der Besucher im Haus von Rike Port sieht auf den ersten Blick, was der 32-jährigen Sängerin am wichtigsten ist. "Die Momente, an denen die Zeit stillstand" ist an der Wand des Wohnzimmers zu lesen. Darunter vier Uhren mit stillstehenden Zeigern. Jede Uhr und der dazugehörige Name stehen für die Geburtsstunde eines ihrer Kinder: Lea und Jan, die beiden älteren, und die zweijährigen Zwillinge Max und Mika, die mit strahlenden Gesichtern durch die Wohnung oder den großen Garten toben. Zum Singen getriezt

"Ich bin mit Bruder und zwei Schwestern bei meinem Vater und meinen Großeltern großgeworden", erzählt die Frau mit den dunklen Haaren, die über Umwege zur Musik gefunden hat. Denn sie wurde zwar bereits im Schulchor des Max-Planck-Gymnasiums "getriezt, ich solle doch mehr singen". Die Scheu vor Menschenmengen musste sie aber erst überwinden. Und bis das eigene Label "rike-music" geboren war, sollten noch einige Jahre vergehen. Manfred May, der Musiklehrer, Dirigent und langjährige Leiter des Trierer Konzertchores, habe sie letztlich zu Musik gebracht, verrät die Sängerin mit der rauchigen Stimme, zu deren Vorbildern Anouk, Mothers Finest und Melissa Etheridge gehören. Nach dem Unterricht bei einer klassischen Sängerin - diese änderte nichts an der mangelnden Notenkenntnis ihrer Schülerin - begann Rike Port als junge Erwachsene mit kleinen Projekten bei Geburtstagen und Feiern den Einstieg in Richtung professionelles Musikgeschäft. Der findet nun in der Gründung der festen Combo Herbst den vorläufigen Höhepunkt. "Ich habe in vielen Projekten gearbeitet bis zu der Entscheidung, selbst etwas zu machen", erzählt Rike Port. Die Peter Gun Band von Bill Marsh war im Alter von 20 Jahren der Anfang. Gastauftritte bei Chock-a-Block, der Coverband Crossing und zwei Jahre mit Stagefright folgten. "Das war musikalisch für mich die wichtigste Zeit." Mit der Geburt von Lea fiel 2003 schließlich die Entscheidung, den gelernten Beruf als Bürokauffrau aufzugeben. Familie und Musik sollten fortan ihr Leben bestimmen. Die Musik, die ihr auch in schwierigen Zeiten geholfen hat - als im Alter von 16 Jahren ein Knochentumor im Oberschenkel festgestellt wurde, bei den sieben Knieoperationen, die den Traum von einer Karriere als Leichtathletin zerstörten. "Ich konnte mich immer am Rand der Musik festhalten." Als der Großvater starb, schwieg die Enkelin zwei Tage. "Die ersten Worte habe ich gesungen", erinnert sie sich. Vor vier Jahren schließlich gründete sie - motiviert durch ihren Mann Steffen - "rike-music" und bietet seither mit einem Pool von 20 Musikern und Freunden in unterschiedlichen Formationen zu jedem Anlass passende Musik. So war es zum Beispiel bei der musikalischen Benefizgala für den Verein Nestwärme, den Rike Port aus eigenem Antrieb organisierte und realisierte. "Als am Morgen des Veranstaltungstages von Jupiter Jones der Anruf kam, dass sie nicht kommen würden, ist mir der Hintern auf Grundeis gegangen", sagt sie heute mit einem Augenzwinkern und schickt ihr ansteckendes Lachen hinterher. Ein Erfolg wurde der Abend trotzdem, die Neuauflage 2015 sei schon fest eingeplant. Dann wird vermutlich auch "Herbst" einen Teil des Auftritts bestreiten: Marco Dühr, Martin Frink, Sascha Kön und Rike Port als Front- und Powerfrau. "Alles, nur nichts Elektronisches" werde Herbst spielen: Alternative-Rock, Blues und Rock\'n\' Roll. Bei den Coversongs wird mit Sicherheit etwas von Janis Joplin dabei sein, vielleicht auch etwas von Johnny Cash. "Walk the line" ist schließlich ein so wichtiges Lied für Rike Port, dass sie sich die Zeile auf den Oberarm tätowieren ließ. Eine Schwalbe mit der Zahl Sieben im Schnabel ("die Sieben spielt eine ganz wichtige Rolle in meinem Leben") ist dort zu finden, auch ein Porträt von Elvis Presley. "Ich habe musikalisch nie wirklich in meiner Zeit gelebt", sagt die 32-Jährige, die kein Radio hört und den Fernsehapparat höchstens mal für den Tatort aus Münster anschaltet. Ein wenig zögernd offenbart sie die Bedeutung weiterer Tätowierungen auf ihrer Haut. "Das ist meine Geschichte", verrät sie, die kein Produkt sein will und deshalb zum Beispiel trotz bester Erfolgschancen aus dem Casting für eine bekannte Fernsehshow ausgestiegen ist. Ihre dunklen Augen strahlen, als sie die beiden herumtollenden Zwillinge erblickt und dann auf die zwei kunstvoll gestochenen M deutet, die seit zwei Jahren die Initialen L, J und S ergänzen. "Das ist meine Familie!", das Wichtigste im Leben von Rike Port, und die Musik. rike-music.com

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