Immer für eine Überraschung gut

Trier · Spektakulär ist das neue Saisonprogramm der Kammermusikalischen Vereinigung sicherlich nicht. Im Rahmen traditioneller Besetzungen verspricht es aber eins: künstlerische Qualität. Dennoch tun sich langfristig für den Traditionsverein Probleme auf.

 Ein Abend mit dem „Concert Royal“ aus Köln verspricht barocke Opulenz. Foto: privat

Ein Abend mit dem „Concert Royal“ aus Köln verspricht barocke Opulenz. Foto: privat

Trier. Zwei Streichquartette, ein Klaviertrio, ein Duo Violine/Klavier und ein Barockmusik-Ensemble - das klingt nicht gerade revolutionär. In der Spielzeit 2014/15 hat sich die Kammermusikalische Vereinigung Trier auf den klassisch-romantischen Mittelpunkt der Kammermusik konzentriert und erlaubt sich nur mit einem Barock-Konzert einen Ausflug in vorklassische Zeiten.
Geschäftsführer Franz-Josef Kleinbauer dazu beinahe entschuldigend: "Wir können nicht in jeder Saison ein Wagnis eingehen." In der vergangenen Spielzeit gab es immerhin zwei Besetzungen außer der Reihe: Flöte/Viola/Harfe und Klavier/Flöte/Fagott.
Langweilig dürften die Konzerte der neuen Saison dennoch kaum werden, weil manche Programme für Überraschungen gut sind. Während das Signum Quartett (1. Oktober) allerdings zu Mozart und Beethoven nur Janaceks "Intime Briefe" im Programm hat, lockt das Dover Quartett (25. März 2015) mit einer Komposition des avantgarde-erfahrenen Finnen Kaija Saariaho, Jahrgang 1952, und spielt mit Dvoráks Quartett C-Dur op. 61 mal eine echte Alternative zu dessen "amerikanischem" Quartett.
Beim Van Baerle Trio (25. Fe-bruar 2015) steht neben Haydn und Mendelssohn Charles Ives an, und das Kölner "Concert Royal" hat nicht nur die Barock-Größen Fux, Muffat, Bach, Corrette und Händel im Gepäck, sondern auch Musik von Johann Michael Müller (1681-1743) - "Music-Director und Organist zu Hanau" vermeldet ein zeitgenössisches Lexikon (2. November). Schließlich setzen Tamaki Kawakubo, Violine, und Yu Kosuge, Klavier, im eher konventionellen Mozart-Beethoven-Grieg-Programm mit Strawinskys "Suite italienne" einen kleinen Akzent (28. Januar 2015). Die amerikanische Geigerin mit japanischer Herkunft, die als eine der "bemerkenswertesten Künstlerinnen" gilt (so die Dresdener Philharmonie), wird außerdem mit jungen Geigerinnen und Geigern in Trier einen Workshop veranstalten.
In der letzten Saison schrieb die Kammermusikalische Vereinigung schwarze Zahlen. Kleinbauer: "Wir haben jetzt ein Polster für ein bis zwei Spielzeiten." Dennoch sinkt die Anzahl der Patronate langsam, aber kontinuierlich - nicht aus Unzufriedenheit, sondern aus Altersgründen. Nur noch 54 Personen oder Institutionen finanzieren die Reihe über einen - so das Jahresprogramm - "angemessenen Betrag".
Zudem wirkt sich ein bundesweiter Trend aktuell zwar positiv aus, könnte aber auf lange Sicht bedenklich werden. Weil die Zahl der Orchesterstellen durch Schließung oder Fusion rückläufig ist, finanzieren sich immer mehr junge Interpreten über Kammermusik-Ensembles.
Auch bei der Trierer Kammermusik ist die Zahl der Angebote immens. Kleinbauer: "Wir könnten auf dem aktuellen Niveau das Drei- bis Fünffache an Konzerten veranstalten." Sollte sich dieser Trend allerdings irgendwann umkehren, wofür einiges spricht, dann hätte die Kammermusikalische Vereinigung wieder ein Problem.Extra

1. Konzert am 1. Oktober 2014: Signum-Quartett mit Werken von Mozart, Janacek und Beethoven 2. Konzert am 5. November: Concert Royal Köln mit Werken von Müller, Fux, Muffat, Bach, Corrette und Händel 3. Konzert am 28. Januar 2015: Tamaki Kawakubo, Violine, Yu Kosuge, Klavier mit Werken von Strawinsky, Mozart, Beethoven und Grieg 4. Konzert am 25. Februar 2015: Van Baerle Trio mit Werken von Haydn, Ives und Mendelssohn 5. Konzert am 25. März 2015: Dover Quartett mit Werken von Haydn Saariaho und Dvorák. Vorverkauf: Musikhaus Kessler und <%LINK auto="true" href="http://www.ticket-regional.de" class="more" text="www.ticket-regional.de"%>

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