In Klang gefasstes Gottvertrauen

Trier · Die Bläser des Brass Ensembles Costum Tomaculum haben in der Trierer Liebfrauenkirche die Faszinition barocker Musik einmal mehr unter Beweis gestellt. Pracht, Trauer und Heilssehnsucht lagen eng beieinander während des Konzerts im Rahmen des Mosel Musikfestivals.

 Enorme Klangfülle in der Trierer Liebfrauenkirche: Das Brass Ensemble Costum Tomaculum spielt am Samstagabend barocke Musik in eindrucksvoller Kulisse. Foto: Mosel Musikfestival/Artur Feller

Enorme Klangfülle in der Trierer Liebfrauenkirche: Das Brass Ensemble Costum Tomaculum spielt am Samstagabend barocke Musik in eindrucksvoller Kulisse. Foto: Mosel Musikfestival/Artur Feller

Trier. Kaum irgendwo liegen ausgelassene Lebensfreude und dunkle Todesahnung so nah beieinander wie in der Kunst des Barocks. Einmal mehr war das am Samstagabend in der Liebfrauenkirche in Trier zu erfahren. Dort war das Brass Ensemble Costum Tomaculum mit Barockmusik zu Gast.
"Der Tod ist groß, wir sind die Seinen lachenden Mundes" - Rainer Maria Rilkes berühmtes Wort stand im Raum, als Georg Friedrich Händels strahlende weltliche Pracht auf Johann Sebastian Bachs Todesgewissheit und Glaubenssicherheit traf. Noch ein anderer Tod mitten im Leben erschütterte die mehr als 400 Zuhörer an diesem Abend. In dankbarer Erinnerung hatte das Mosel Musikfestival das Barockkonzert TV-Redakteur Dieter Lintz gewidmet. "Er war uns ein Freund und wertvoller Begleiter", würdigte Festival-Intendant Hermann Lewen den am vergangenen Samstag plötzlich verstorbenen Journalisten.
Besondere Akustik


Frisch und schlackenfrei klingen die Musiker des jungen Bläserensembles Costum Tomaculum. Für den aus Schweich stammenden Thomas Leyendecker, der als Posaunist bei den Berliner Philharmonikern engagiert ist und den Abend moderierte, war der Auftritt in Trier sozusagen ein Heimspiel. Genauso wie für seinen Kollegen an der gewichtigen Tuba, den Trierer Stefan Am-brosius. Er ist inzwischen an der Bayrischen Staatsoper in München unter Vertrag.
Eine enorme Klangfülle vermögen die vier Blechbläser zu erzeugen. Das war allerdings auch ihr Problem. Tapfer kämpften die vier mit der Akustik des wunderbaren, aber eben gotischen Raumes, der eigentlich darauf ausgerichtet ist, statt opulenter Klangfülle, feine Melodienlinien himmelwärts zu befördern. Natürlich funktionierte die vorgetragene, für Brass arrangierte Musik da am besten, wo die Originale schon auf Blech setzten. So wie bei Händels triumphaler "Feuerwerksmusik", einem der ersten Open Airs, bevor es überhaupt den Begriff gab. Strahlend und siegessicher erklang die Musik. Herrlich vielfarbig geriet die Suite Nr. 2 aus der "Wassermusik" des Komponisten. Großartig: das feinsinnige Horn von Daniel Adam. Auch bei Marc-Antoine Charpentiers strahlendem Prélude aus seinem Te Deum, besser bekannt als Eurovisionsmusik, waren die Bläser in ihrem Element, genauso wie in Georg Philipp Telemanns "Heroischen Märschen". Arg handfest wirkten dagegen das feine Gewebe von Bachs Kantate "Jesus bleibet meine Freude" und seine zutiefst berührende Aria "Bist du bei mir".
Feierlich erklang "Oh Haupt voll Blut und Wunden" aus Bachs Matthäus-Passion. Eigens zum Tod von Dieter Lintz hatten die Bläser den Choral ins Programm genommen. Mit Georg Philipp Telemanns "Fanfare" endet wie ein Aufruf zu leben und wohl ganz im Sinne von Dieter Lintz das Konzert.

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