Jiddische Lebensfreude und die Schwermut der Roma

Wittlich · Die drei Ausnahmemusiker Volker Biesenbender, Michelangelo Rinaldi und Clara Gervais, zusammen La Banda Ki, sind am Sonntag in der Synagoge Wittlich aufgetreten. Mit sehnsuchtsvollen und lebensfrohen Klängen entführten sie die begeisterten Zuhörer in die Welt der jiddischen Kultur und die Lebensart der Sinti und Roma.

 Voller Lebensfreude präsentierten La Banda Ki in der Synagoge Wittlich unterschiedliche Facetten jiddischer Musik.TV-Foto: Marie Gräff

Voller Lebensfreude präsentierten La Banda Ki in der Synagoge Wittlich unterschiedliche Facetten jiddischer Musik.TV-Foto: Marie Gräff

Wittlich. La Banda Ki in der Synagoge Wittlich - das bedeutete für die Zuschauer über zwei Stunden atemberaubende, ursprüngliche Musik der verschiedenen "heimatlosen" Völker Europas. Die Musiker hatten für ihr erstes Konzert in einer Synagoge ihr Programm speziell an diesen Veranstaltungsort angepasst.
So stand der erste Teil des Konzerts ganz im Zeichen der jiddischen Musik. Von Leidenschaft durchdrungen, mal leise, mal voll sprühender Lebensfreude präsentierten die drei Ausnahmemusiker alle Facetten jiddischer Musik zwischen Schwermut und Impulsivität.
Nach der Pause schlug La Banda Ki den Bogen zur osteuropäischen Zigeunermusik. Volker Biesenbender erklärte, warum er zwei so unterschiedliche Völker, das Volk der Schriftkultur schlechthin und das schriftlose Volk der Roma im Konzert miteinander vereint hatte. Denn die beiden Ethnien hätten nicht nur die Gemeinsamkeit der Heimatlosigkeit, auch ihre Musik hätte die gleiche Ausdrucksweise.
Während des Spiels verschmolzen die drei Musiker geradezu mit der Musik und entlockten ihren Instrumenten mit vollem Körpereinsatz die ungewöhnlichsten Klänge, begleitet von ausdrucksstarkem Gesang. Die bemerkenswerte Akustik der Synagoge trug dazu bei, das Klangerlebnis zu vervollständigen. Ein besonderes Anliegen des Trios ist die innige Verbindung der klassischen Musik mit der Volksmusik, aus der sie, laut Biesenbender, häufig entstanden sei.
Um dies zu unterstreichen, spielten die Musiker unter anderem den vierten Ungarischen Tanz von Brahms in der weniger bekannten Zigeunerversion, welche die Zuschauer überraschte. Ebenfalls für viele neu waren die zahlreichen jiddischen Lieder von Maurice Ravel, die eine kaum bekannte Facette des berühmten Komponisten zeigten.
Am Ende schloss sich der Kreis des Konzerts mit erneut jüdischer Musik, nun jedoch aus dem Kulturkreis der spanischen Sephardim. Das Publikum bedankte sich mit Ovationen im Stehen und frenetischem Applaus. grf

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