Keine Angst vorm schwarzen Mann

Sie ist als Hell's Angels Fotografin berühmt geworden. Die Welt in Licht und Schatten: das ist grundsätzlich Petra Arnolds großes Thema. Nicht selten geht es dann auch um Halbwelten. Die Luxemburger Staatsbank Galerie "Am Tunnel" zeigt derzeit eine große Werkschau.

Luxemburg. (er) "Ja, ein bisschen windig war das schon", bestätigt sie etwas zögerlich. Damals, als sie, festgebunden am Fahrer, den Fotoapparat im Anschlag auf dem Rücksitz einer Harley Davidson durch Albanien brauste. "Aber Angst hatte ich trotzdem keine". Petra Arnold ist eine mutige Person.

Wer sie sieht, würde die kleine Frau mit den dunklen Haaren und dem stillen Gesicht allerdings eher als Persönchen bezeichnen. Was man auf den ersten Blick nicht sieht: die gebürtige Heidelbergerin, die heute im Odenwald lebt und wie die junge Frau von nebenan wirkt, hat es in sich.

Richtig bekannt wurde die 1966 geborene Fotografin mit ihren "Hell's Angels"-Fotos. Mit dem Motorrad- und Rockerclub, der sich "Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit" auf seine Fahnen geschrieben hat, aber immer wieder durch Straftaten ins Gerede kommt, war sie für Fotoserien mehrfach unterwegs, auch mit der Luxemburger "Charter". Die fuhr sogar zur Vernissage ihrer Ausstellung in einer hauptstädtischen Galerie in voller Montur auf der Harley vor.

"Gesellschaftliche Randgruppen faszinieren mich nun mal", gesteht die Fotografin. Dass sie sich dabei zuweilen in gefährliche Milieus begebe, werde ihr immer wieder gesagt. "Aber meine Neugier ist einfach größer", sagt die Frau, die - mir nichts dir nichts - mal für vier Tage von Mannheim über den Teich nach Las Vegas fliegt.

Schon damals siegten Faszination und Lust am Neuen über Brotberuf und gutbürgerliche Sicherheit, als die gelernte Fotografin sich eine Reise nach San Francisco leistete. "Ich habe mich sofort in die Stadt verliebt." Ohne zu zögern gab sie ihre Stelle auf. Stattdessen sog sie die unbekannte Stadt in sich auf, unterwegs in den steilen Straßen, durch ihre Clubs, ihre Nachtszene und andere lockende Parallelwelten.

Bis heute gehören die Schwarz-Weiß-Fotos von damals zu Petra Arnolds Meisterfotos. Aber auch hierzulande ist sehenswert, was ihr Fotoauge festhält, wenn sie mit ihrer Kamera pausenlos unterwegs ist: In Mannheims Bars und Discos, unter dem fahrenden Volk der Zirkusleute oder in Luxemburgs Rotlicht-Milieu.

Licht- und Schatten sind die Mittel, aus denen sie dann - wie das Leben selbst - ihre Bildwelten schafft und Seelenleben bloßlegt. Bisweilen geht ihr dann dabei selbst ein Licht auf. "Wir sind alle so voller Vorurteile", hat die Fotografin erkannt. "Wenn ich zwischen meinen ,Modellen' bin und ihr Vertrauen gewinne, stellen sich mir oft ganz neue Menschen dar. Ich entdecke dann plötzlich ganz andere verborgene Seiten in Ihnen."

Ausstellung: "Turn on the bright lights" (Mach das Licht an) Bis 16. Januar 2011, Galerie am Tunnel, Luxemburg, 16, Rue Ste. Zithe, Mo-Fr 9-17.30 Uhr, So 14 bis 18 Uhr

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