Kopflos, sprachlos, haltlos

Trier · Mit seiner neuen Produktion beweist das studentische Ensemble "Bühne 1" erneut hohe Qualität. 70 Zuschauer sahen im ausverkauften Studio des Stadttheaters das experimentelle Stück "Wörter und Körper". Ein verwirrendes Spiel mit der Verständnislosigkeit.

 Ordnet Beziehungen neu: Lea Walde in Martin Heckmanns' „Wörter und Körper“. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Ordnet Beziehungen neu: Lea Walde in Martin Heckmanns' „Wörter und Körper“. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Trier. Weiße Tücher hängen in Fetzen in den schwarzen Raum, darunter steht ein weiblicher Frauentorso. Kopflos wie die Protagonistin Lina Sommer, die die Klammer der folgenden Szenen bildet. Für seine sechste Produktion hat das Ensemble von Universität und Hochschule "Bühne 1" ein sprödes Stück über Sprache und Beziehungen ausgewählt: "Wörter und Körper" von Martin Heckmanns, 2007 uraufgeführt.
Regisseur Michael Gubenko hat es als das inszeniert, was der Theatertruppe als Philosophie vorausgeht: die Suche nach neuen Konzepten und Wegen. Jung und experimentell, Fragen aufwerfend und zum Nachdenken anregend. Das ist gelungen.
Begreiflich wurde das, was die acht Darsteller (Olaf Kihm, Mareike Ludwig, Dominik Rein, Pia Schellen, Luisa Schröder, Jule Siegfried, Till Thurner, Lea Walde) auf die Bühne brachten, nur schwer. Aber das war kalkuliert, rationales Durchdringen nicht beabsichtigt. So geriet der Zuschauer unfreiwillig in den Zustand der Protagonistin Lina: Er suchte einen Halt. Als Beobachter stolperte er mit ihr von einer zwischenmenschlichen Begegnung in die nächste. Ein Verwirrspiel, in dem die Darsteller die Figuren untereinander austauschten. "Wir wollten zeigen, dass die eine Geschichte jedem passieren kann", erklären die Regieassistentinnen Sandra Gilgan und Elisa Limbacher ihre Absicht. Statt zu verstehen, sollte der Zuschauer sich emotional auf die Stimmungen einlassen.
Dabei legte die Inszenierung ein rasantes Tempo vor, bei dem das Ensemble mit seinem dynamischen Spiel bravourös und reibungslos mithielt. Wie viel Herzblut Regie, Darsteller und Musiker (Jan Fries, Sven Sommer mit eigenen Kompositionen) in die Produktion einfließen ließen, ist beeindruckend.
Das Stück verlangt dem Zuschauern jedoch viel ab, da es kaum zu greifen ist. Geht es um Liebe? Eine Sprachphilosophie? Um den Freiheitsbegriff? Lebensmodelle? Nähe und Distanz? Auf jeden Fall zeigt es, dass Begegnungen das Leben verändern und Einfluss auf die Beziehung zu anderen Menschen haben, letztlich auch zu sich selbst. Und dass das eben nicht immer zu verstehen ist.

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