"Mitten wir im Leben sind"

Trier · Mit geistlicher Musik und gelesenen Texten hat der Friedrich Speechor Trier unter seinem Leiter Sebastian Glas traditionell den Karfreitagabend in der Jesuitenkirche gestaltet. Der voll besetzte Kirchenraum erlebte einen ebenso ausdrucksvollen wie bewegenden Abend.

Trier. Der Karfreitag verbindet die Christen aller Konfessionen in der Trauer um den Tod Jesu am Kreuz, aber auch in der Hoffnung auf Auferstehung und Erlösung. "Mit Musik und Wort" gedachte der Friedrich Speechor am Freitag Abend in der Jesuitenkirche der Sterbestunde Christi. Die einstige gotische Franziskanerkirche mit ihrer zurückhaltenden Ausstattung und ihren himmelwärts gerichteten Gewölben war ein idealer Ort, der zudem verbindet. In seiner wechselvollen Geschichte diente der schöne Bau sowohl katholischen wie evangelischen Christen als Kirche. Auch das Programm des stimmungsvollen Abends hatte ökumenische Qualität. Friedrich Spees aus barocker Not geschriebenen Kirchenlieder fanden inhaltlich in Max Regers einsichtigem "Mitten wir im Leben sind von dem Tod umfangen" nach dem Text von Martin Luther ihren stimmigen Abschluss. Chorleiter Sebastian Glas hatte überhaupt mit seinem Chor ein wunderbares Programm erarbeitet, das aus spätromantischen Werken bis hin zu der zeitgenössischen Musik eines Arvo Pärt und eines Thomas Gabriel reichte.
Sparsame Gestik


Glas war ein eindrucksvoller Chorleiter. Mit sparsamer Geste aber hochpräsent leitete er den Chor, nutzte sensibel die Akustik und dirigierte mit einem hervorragenden Gefühl für Ausdruck. Gelegentliche Unausgewogenheiten im Chorgesang waren da leicht zu verschmerzen. Was hier musikalisch Klage, Hoffnung und Hymnus war, erhielt unter Glas\' Dirigat und der Hingabe der Sänger an die Musik eine Dringlichkeit, die bewegte und auf die Zuhörer übergriff. Klangsinnlichkeit und Liturgie wurden zur Einheit. Wunderbar zu Beginn: Francis Poulencs "Timor und Tremor", bei die Musik so großartig dem Klang hinterherhört.
Nichts als schriller, verzweifelter Schrei der gequälten Kreatur, den die Männerstimmen wie eine Totenglocke dumpf unterlegten, war Arvo Pärts "The Deer\'s Cry". Dagegen blieb Anton Bruckners "Hymnus zu Ehren des heiligen Kreuzes" himmelstürmende hymnische Glaubenssicherheit. Sehr schön auch Max Regers musikalische Heilssehnsucht in "Die sieben Worte Jesu". Zwischen den Liedern las der Theologe Engelbert Felten Texte. Ein Abend voller Innerlichkeit und Tiefsinn.

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