Moderne Klassik in historischer Kulisse

Trier · Das New Yorker Ahn-Trio hat am Samstag rund 450 Zuschauer mit alternativer Musik in seinen Bann gezogen. Im Rahmen des Mosel Musikfestivals bot die Trierer Viehmarkttherme eine extravagante Lounge-Atmosphäre.

 Das Ahn-Trio begeistert in Lounge-Atmosphäre in den Viehmarktthermen. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Das Ahn-Trio begeistert in Lounge-Atmosphäre in den Viehmarktthermen. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Trier. Man nehme drei attraktive junge Virtuosinnen an Cello, Violine und Klavier die moderne, klassische Musik in aufregender Form präsentieren. Dazu eine perfekte und aufregend schöne Lichttechnik und die historisch-römische Kulisse der Trierer Viehmarkthermen; das waren die Zutaten eines ungewöhnlichen Konzertes, das keines sein sollte und dennoch die knapp 450 Zuschauer am späten Samstagabend restlos begeisterte.
Bis der Bogen in Fetzen fliegt


Neue Wege gehen die Macher des Mosel Musikfestivals. Als Alternative zu klassischen Konzertveranstaltungen und mit der Intention, ein neues, jüngeres Publikum anzusprechen, hat Intendant Hermann Lewen sich die "Classic Lounge" ausgedacht.
Mit Unterstützung des Sponsors Japan Tobacco Industries konnte der Eintrittspreis mit zehn Euro niedrig gehalten werden, das erhoffte Mittzwanziger-Publikum blieb jedoch weitestgehend aus. Dafür konnte Lewen viele "junge Alte" - jedenfalls nicht das klassische Trierer Kulturvölkchen - begrüßen.
Die Ahn-Schwestern Angella (Violine), Maria (Violoncello) und Lucia (Piano), gebürtig aus Seoul in Südkorea und in New York aufgewachsen, widmen sich der modernen und alternativen Klassik. Sie bieten hochklassige Musik fern vom Massengeschmack. Viele namhafte Komponisten wie Michael Nyman, Pat Metheny, Kenji Bunch oder Paul Chihara haben eigens für sie komponiert, diese Stücke sind auch die Höhepunkte des in vier Sets geteilten Konzertes.
Mal klingt es wie Strauss oder Mozart, mal gibt es ein rappendes Pizzicato, mal jazzige Einlagen, so dass der Bogen des Cellos in Fetzen fliegt. Auch eine wunderbare Adaption des Doors-Klassikers "Riders on the Storm" ist zu hören. Dazwischen spielt ein Discjockey feine Musik, in diesem Fall sind die vielstrapazierten Anglizismen von "chilliger Lounge-Atmosphäre in einer einzigartigen location" einmal angebracht. Die Besucher stehen an der Cocktailbar, sitzen in bequemen Couches, auf Lederhockern, auf der Treppe oder einfach am Boden, alle sind sehr entspannt. Auch die Musikerinnen freuen sich ein ehrlich gemeintes Loch in den Bauch und suchen zwischendurch charmant und kokett den Kontakt mit dem Publikum. In einer fast 2000 Jahre alten Badeanstalt sind auch die weitgereisten Ahn-Schwestern noch nicht aufgetreten, im Weißen Haus bei US-Präsident Obama allerdings schon. Flugs ist ein Foto von der Bühne herunter geschossen und auf Facebook gepostet. Dass sie zudem noch angenehm ausschauen sind, ist ein zusätzlicher Bonus. Kräftiger Applaus und Bravorufe belohnen das Trio und die Veranstalter. dt

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