Muskelmasse und Pferdestärken

Trier · Ein Meer aus Händen bewegte sich im Rhythmus auf und ab, als Rapper Kollegah am Freitag vor dem ausverkauften Trierer Exhaus seine schnellen Rhymes und lauten Beats zum Besten gab - und damit die Zuschauer unter anderem zu mehr Sport motivierte.

 „Unsere Zeit ist wie ein Stückchen Eis“: Rapper Kollegah im Trierer Ex-haus. TV-Foto: Nina Altmaier

„Unsere Zeit ist wie ein Stückchen Eis“: Rapper Kollegah im Trierer Ex-haus. TV-Foto: Nina Altmaier

Trier. "Wir brauchen eine Pause, sind gleich wieder da", verkündet Kollegah und verschwindet hinter der Bühne, nur um Sekunden später auf der Bühnenleinwand wieder aufzutauchen. Der kurze Sketch fügt sich nahtlos in die Bühnenshow ein, und das Publikum feiert Kollegah und Rapper Majoe, der ihn auf der "King"- Tour begleitet. Über die Leinwand flimmern derweil leicht bekleidete Frauen, die Hanteln stemmen.
Bodybuilding, Geld und Ruhm, darum geht es in den meisten seiner Texte, aber ganz ernst mit der "Proll"-Attitüde scheint es weder ihm noch seinem Publikum zu sein. Im Song "Köngsaura" beteuert Kollegah zum Beispiel, seine Arme seien so muskulös, dass die Leute versuchten, Poster daran zu kleben, weil sie sie für Litfaßsäulen hielten.
"Seine Musik motiviert einfach beim Sport", erklärt Zuschauer David Hemmerling. "Außerdem ist er viel sympathischer als andere Rapper." Kollegah betreibt einen Youtube-Kanal, in dem er sich direkt an seine Fans wendet. Auch David schaut ihn öfter an. Dort zeigt er nicht nur seinen Alltag, sondern demonstrtiert vor allem seine sportlichen Ambitionen. "Dabei wirkt er total bodenständig. Und außerdem sind seine Texte intelligenter."
Kollegah, der mit bürgerlichem Namen Felix Blume heißt und nebenbei Jura studiert, ist mit seinem im Mai erschienenen Album "King" auf Tour. Der Titel ist eine Stichelei auf Kosten von Konkurrent und Rapper Kool Savas, der sich gerne als "King of Rap" bezeichnet.
Der Seitenhieb scheint gelungen, denn "King" erreichte innerhalb von 24 Stunden Goldstatus. Der Gangsta-Rap, zu dem Kollegah in diesem Album stilistisch wieder zurückkehrt, wurde von ihm selbst früher häufig als "Zuhälterrap" verspottet und zeichnet sich bei ihm vor allem durch gekonnte Reime und Wortspiele aus.
Aber Kollegah kann mehr als dicke Autos und noch dickere Muskeln besingen und vorweisen: In "NWO" (New World Order) schlägt er ernstere Töne an und befasst sich mit den Krisen der Welt. Er kritisiert religiös motivierten Krieg und die Waffenlieferanten, die beide Seiten unterstützen und daran verdienen. "Wir können dagegen angehen", rappt er, "doch unsere Zeit ist wie ein Stückchen Eis, das auf der Handfläche zergeht." nia

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