Nächtliche Ohrwürmer im Museum

Trier · Lieder des 17. und 18. Jahrhunderts hat das United Continuo Ensemble beim zweiten Wandelkonzert "Nachts im Museum" im Rahmen des Mosel Musikfestivals im Rheinischen Landesmuseum vorgestellt. Die beliebtesten Arien des barocken Leipziger Opernhauses haben die rund 170 Zuhörer sowohl instrumental, aber auch mit Tenor Jan Kobow überzeugt.

 Das United Continuo Ensemble mit Jörg Meder an der Gambe und Flötistin Annie Laflamme interpretiert die beliebtesten Arien des Leipziger Opernhauses. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Das United Continuo Ensemble mit Jörg Meder an der Gambe und Flötistin Annie Laflamme interpretiert die beliebtesten Arien des Leipziger Opernhauses. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. Virtuose Lautenklänge locken zu den Spuren der ersten Menschen. Am Fuß der Treppe sitzt Axel Wolf mit seinem Instrument vor Exponaten aus dem Eiszeitalter. So alt wie diese ist seine Musik nicht. Die Stücke sind anspruchsvolle Unterhaltungsmusik aus dem 18. Jahrhundert: barocke Opernarien von Johann Adolf Hasse (1699-1783). Arrangiert für Laute, waren sie zu ihrer Zeit auch als Hausmusik beliebt.
Wolfs Spiel im Trierer Landesmuseum ist Teil des Konzerts "Nachts im Museum" mit dem United Continuo Ensemble im Rahmen des Mosel Musikfestivals. Die 170 Zuhörer wandeln - in drei Gruppen aufgeteilt - von Station zu Station, um sich zu einem gemeinsamen Konzert im Innenhof unter der Igeler Säule zu treffen. Den Abschluss bildet die Aufführung des Gesamt-Ensembles im Rheineck-Saal.
Während eine Gruppe auf das Ende des Spiels an der zweiten Station warten, schauen sich die knapp 60 Gäste bei den Kelten um. Dann betreten sie den Saal mit römischen Grabmonumenten.
Kontrastprogramm: Annie Laflamme haucht in ihre Traversflöte, entlockt ihr zarte, aber satte Töne. Jörg Meder greift die Melodie mit der Gambe auf, spielt mit Laflamme im Duett, um sie kurz darauf mit Zita Mikijanska am Cembalo zu begleiten. Farbiges Licht huscht über die steinernen Riesen: Die Multimedia-Show "Im Reich der Schatten" gibt den verspielten Melodien eine unerwartete Dramatik.
Im Saal der Treverer dominiert die leichte Muse. Tenor Jan Kobow singt Liebes- und Sauflieder von Adam Krieger (1634-1666) mit ungeheurer Inbrunst, perfekt akzentuiert und gut verständlich. Johanna Seitz und Dennis Götte begleiten ihn mit Harfe und Theorbe. Die eingängigen Lieder schmeicheln sich ins Gehör, setzen sich im Hirn fest. Mehr als ein Gast summt die Melodien auf dem Weg zum Gesamtkonzert.
Die populärsten Arien, die Hits des Leipziger Opernhauses seien in der "Musicalischen Rüstkammer" von 1719 gesammelt, erklärt Kobow. Diese habe der Leipziger Musikwissenschaftler Michael Maul entdeckt. Die Texte seien identisch mit dort gespielten Opern, etwa Telemanns "Mario" (1709) oder Melchior Hoffmanns "Echo und Narcissus" (1712). Die eingängigen, oft auch humorvollen Lieder unterhalten aufs Vergnüglichste - kunstvoll und mit nachgebauten Instrumenten authentisch vorgetragen vom United Continuo Ensemble.
So funktionieren die Ohrwürmer und Gassenhauer des Barock auch heute noch, was der tosende Applaus zeigt.

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