Pianisten im Kelterhaus

Bernkastel-Kues/Mesenich · Seit dem vergangenen Jahr geht das Mosel Musikfestival mit den "Musikalischen Auslesen" auf Reisen. Nach Schweich im Jahr 2010 finden junge Pianisten aus aller Welt jetzt in Mesenich (Kreis Cochem-Zell) eine Plattform.

Bernkastel-Kues/Mesenich. Seit dem Wochenende hat das Mosel Musikfestival eine neue Spielstätte an dem Fluss, der ihm seinen Namen gegeben hat. Der Brauweiler Kulturhof in Mesenich im Kreis Cochem-Zell wird insgesamt vier Mal in diesem Jahr mit den Fahnen und dem Logo des Festivals geschmückt sein. Damit ist Intendant Hermann Lewen nicht nur in der Ortsgemeinde Mesenich, sondern auch beim Cellisten Claus Kanngiesser zu Gast, der seinen Hof als 76. Spielort zur Verfügung stellt.
Empfangen wurde Lewen mit offenen Armen, wofür er sich bei der Ortsbürgermeisterin Ute Arens bedankte. "In manchen Gemeinden muss man erst darum bitten, dass man uns bei unseren Konzerten hilft. Umso mehr war ich erstaunt, dass hier alles von alleine lief und sogar die Straße vor dem Kulturhof gesperrt war", sagte Lewen in seiner Begrüßung.
Kanngiesser hat das ehemalige Kelterhaus des Hofes zu einem kleinen, aber sehr feinen Konzertsaal umgebaut und dem Festival für die diesjährige Serie der "Musikalischen Auslesen" zur Verfügung gestellt. Ein japanischer Klavierbauer lieferte dazu noch leihweise einen großen Konzertflügel, damit die insgesamt vier jungen Pianisten ein adäquates Instrument haben, auf dem sie ihre Künste präsentieren können.
Koreaner spielt zum Auftakt


Die kleine Serie der Klavierrecitals hat sich im Festivalkalender fest etabliert, lockte in Mesenich gut 100 Besucher an und brachte den Raum fast an die Grenze seines Fassungsvermögens. Den Auftakt der Auslesen 2011 gestaltete der junge Koreaner Sun Ho Lee mit einem Programm, dessen Auswahl von Johann Sebastian Bach (Präludium und Fuge f-Moll, BWV 857) über Ludwig van Beethoven (Sonate E-Dur, Opus 109) und der Dante-Sonate von Franz Liszt bis zu Sergei Prokofjew und seiner Sonate Nr. 7, Opus 83, reichte.
Der 1988 geborene Pianist bewies in Mesenich ein gutes Maß an Virtuosität, kam mit den Anforderungen von Beethoven und Liszt im wahrsten Sinne des Wortes spielend zurecht. Und auch auf dem Gebiet der Interpretation hatte er einiges zu bieten. Allerdings übersah er leider, dass er sich in einem nur kleinen Saal befand und der Flügel durchaus die Fähigkeit besaß, mit seiner Klanggewalt den Raum akustisch zu sprengen. So näherte er sich insbesondere bei Liszt und Prokofjew etliche Male in der Lautstärke der Grenze des Erträglichen. Trotzdem gab es verdienten, lebhaften Beifall eines angetanen Publikums.

An den kommenden drei Sonntagen, jeweils um 17 Uhr gastieren im Brauweiler Kulturhof die Japanerin Mizuka Kano, der Pole Grzegorz Niemczuk und Nami Ejiri, ebenfalls aus Japan. Das komplette Programm: www.moselmusikfestival.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort