Singende Komödianten, swingende Könige

Trier · Fulminantes Open-Air-Wochenende im Innenhof des kurfürstlichen Palais in Trier: Insgesamt rund 1200 Zuschauer bejubelten am Freitag die SWR-Bigband mit Sängerin Fola Dada als "Kings of Swing" und am Samstag die Berliner Formation "Comedian Harmonists".

Trier. Unter einem konstant strahlenden Sommerhimmel bei hochsommerlichen Temperaturen lässt es sich formidabel über das Wetter scherzen. Das tut Hermann Lewen, Intendant des Mosel Musikfestivals, dann auch in gewohnt lockerer Manier zur Begrüßung der jeweils 600 Zuschauer am Freitag und Samstag im Innenhof des Trierer Kurfürstlichen Palais.
Er hat gut lachen, das euphorische Publikum dankt ihm und den Künstlern mit viel Applaus für zwei äußerst gelungene Open-Air-Konzerte.
Den Auftakt macht am Freitagabend die SWR-Bigband mit ihrem Programm "Kings of Swing" und der entzückenden Sängerin Fola Dada, die mit warmem Timbre große Hits im Stile von Ella Fitzgerald oder Louis Armstrong interpretiert und dafür verdienten Applaus bekommt.
Allerhöchstes Niveau


Die 17 Musiker spielen mit Verve - angefeuert von ihrem Bandleader Pierre Paquette - die Klassiker der großen Swing- und Jazz-Meister Benny Goodman, Duke Ellington oder Louis Armstrong, und das auf allerhöchstem Niveau. Unnötig, dass Paquette in seinen Moderationen ständig von "super, wunderbar, Weltklasse" spricht, das Publikum überzeugt die schiere musikalische Qualität. Die Besucher schnippen mit den Fingern und können ihre Füße nicht still halten. Hier sind Vollprofis am Werk. Vom ersten Lied an groovt und swingt es, die Luft vibriert und die Männer auf der Bühne haben sichtlich Spaß an dem, was sie tun. Der Funke zum Publikum springt über. Als Zugabe werden "What a Wonderful World" und "In the Mood" gegeben, dafür gibt es stehende Ovationen.
Von der einzigartigen Atmosphäre im Hof zwischen der Rückseite des Rokoko-Palais und der 1700 Jahre alten Basilika inspiriert sind auch die Berliner Comedian Harmonists am Samstag. Ihr letzter Auftritt vor sechs Jahren beim Mosel Musikfestival war buchstäblich ins Wasser gefallen und musste in die Europahalle verlegt werden. Umso mehr genießen sie heute das Freilichtgefühl bei 30 Grad Celsius - und das im Frack! Der erste Teil ihres Programms zum zehnjährigen Bestehen der Gruppe widmet sich ganz den Schlagern der 1930er Jahre, die ihre großen Vorbilder damals auf so unnachahmliche Art und Weise interpretiert haben. "Ein Freund", "Veronika, der Lenz ist da" und auch der stachelige "Kleine grüne Kaktus" sind dabei.
Höhepunkt ist sicher die sehr schön vorgetragene "Isabella aus Kastilien". Der zweite Teil schlägt - nach dem Motto: Was hätte sein können - einen musikalischen Bogen von den 1940er bis in die 2000er Jahre. Glenn Millers "Moonlight Serenade" oder eine hinreißende Beatles-Comedian-Harmonist-Version von "She Loves You" bezaubern das Publikum. Dieser Teil ist auch deswegen besonders stark, da etwas ganz Neues, mit den Original-Interpreten nicht Vergleichbares dargeboten wird.
Komödiantisches Talent


Die zwei Tenöre, ein Bass und zwei Baritone sind hervorragende Sänger, deren große Stärke die stimmliche Interaktion ist und die ihr komödiantisches Talent in Mimik und Gestik ausdrücken. Auch hier gilt: Wer in den ersten Reihen sitzt und näher dran ist, hat mehr davon.
Zwischen den einzelnen Liedern wird die Geschichte der Original-Harmonists erzählt, jeder schlüpft in eine Rolle, es geht um Triumphe und Niederlagen, Streit, Immigration, Neuanfang und endgültige Trennung.
Manchem ist das "zu viel Gerede zwischendurch", wie ein Herr beim Hinausgehen bemerkt. Sei\'s drum: Zum Abschluss eines runden Mosel Musikfestival-Wochenendes gibt es frenetischen Jubel und Standing Ovations.

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