Totgesagte leben länger: Am heutigen "Welttag des Buches" ist Lesestoff gefragter denn je

Trier · Vor zehn Jahren schien es, als hätten das Medium Buch und die Kulturtechnik des Lesens ihre Zukunft hinter sich. Internet und Social Media, Smartphone und Sat-Fernsehen sollten die auf Papier gedruckten Worte alsbald ersetzen. Ein Irrtum. Man liest weiter gern - und kauft sein Buch am liebsten vor Ort.

 Foto: iStock/narvikk

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"Es wird wieder mehr gelesen." Fast triumphal klingt Thomas Brausch, auch wenn er einräumt, es seien "nicht unbedingt nur die FAZ-Empfehlungen", die den Weg zum geneigten Leser finden. Brausch muss es wissen, er kennt den Handel von diversen Seiten - als früherer Geschäftsführer eines Trierer Großanbieters, aber auch seit fünf Jahren als Inhaber eines kleinen eigenen Ladens in Schweich. Von dort aus kann er beobachten, dass das Geschäft gerade auf dem flachen Land floriert.

Konz und Saarburg, Prüm und Bitburg, Wittlich und Hermeskeil: Mag Tante Emma auch schließen, der Buchhandel bleibt. Oft gelingt sogar, was mancher Bauernhof nicht schafft: Eine Übernahme bei Generationswechsel. "Das flächendeckende Buchhandelssterben gibt es nicht", analysiert Klaus Feld vom zuständigen Landesverband im Börsenverein des deutschen Buchhandels. Um allerdings einzuschränken: "Das hat auch viel mit dem Idealismus der Händler zu tun." Um die 50 Buchläden sind in der Region gelistet.

Thomas Brausch ist optimistisch, dass das so bleibt. Weil er und seine Kollegen längst den Konkurrenzkampf aufgenommen haben. Ein Buch nachmittags bestellen und am nächsten Morgen abholen: Das ist meist Standard. Dass man E-Books und Hörbücher verkauft, ebenso. Die Kundschaft kauft durchaus bewusst vor Ort, um das Angebot zu erhalten. "Buy-Local-Effekt" nennt das Brausch.

Und am Nachwuchs scheint es auch nicht zu fehlen: In der Region Trier, so hat Klaus Feld gezählt, beteiligen sich 146 Schulklassen an Aktionen rund um den Welttag des Buches.

Zahlen und Fakten:

Bücher sind einer repräsentativen Umfrage aus dem vorigen Jahr zufolge für gut 61 Prozent der Deutschen ein wichtiger Bestandteil des Lebens . Für jeden Zweiten sind sie sogar "wie gute Freunde". Bei den 14- bis 19-Jährigen liegt die Zustimmung zum Buch bei 45,5 Prozent.

Jeder fünfte Bundesbürger liest elektronische Bücher (E-Books), ergab eine Studie des Verbands Bitkom 2013. Zwischen Männern und Frauen gibt es bei der Nutzung digitaler Bücher wenig Unterschiede. Unter den derzeitigen E-Book-Verweigerern kann sich ein gutes Viertel (27 Prozent) vorstellen, auch zum digitalen Buch zu greifen.

Auf einer Liste der 50 beliebtesten Freizeitaktivitäten belegte 2012 die Lektüre einer Tageszeitung Platz sechs, von Zeitschriften Platz zehn, das Lesen eines Buches rangierte auf Platz elf. Ganz vorn: das Fernsehen.

2012 bestellten 21,1 Millionen Menschen Bücher, Zeitungen und Zeitschriften online. Seit 2007 stieg nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die Zahl der Internet-Buchkäufer um 4,4 Millionen. Etwa jeder vierte Online-Käufer war zwischen 35 und 44 Jahre alt, nur sieben Prozent waren im Rentenalter.
Frauen haben mehr Interesse an Büchern als Männer . 2012 nutzten 45 Prozent der Frauen, aber nur 30 Prozent der Männer täglich oder mehrmals in der Woche ein Buch.

58 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren kauften 2012 Bücher, so viele wie ein Jahr zuvor.

Gut 71 Prozent lesen am liebsten auf dem Sofa oder im Sessel, ergab eine deutschlandweite Umfrage. Viele lesen auch gern im Bett oder im Freien. 15,6 Prozent der Männer machen es sich öfter mit einem Buch auf der Toilette bequem, bei den Frauen sind es 10,6 Prozent, die das stille Örtchen zur Lektüre nutzen.

7,5 Millionen der Erwachsenen in Deutschland sind Analphabeten und können nicht richtig lesen und schreiben.

Lesefreunde verschenken am Welttag des Buches 200 000 Bücher
Extra: Für Kinder

Lesen ist super. Daran soll ein besonderer Tag erinnern: der Welttag des Buches. Der ist immer am 23. April, dieses Jahr also an diesem Mittwoch. Eingeführt hat den Welttag des Buches die Kultur-Organisation Unesco. Das ist eine Untergruppe der Vereinten Nationen, bei denen fast alle Länder der Welt Mitglied sind. Die Unesco kümmert sich um Themen wie Bildung, Wissenschaft und Kultur. Den Ehrentag für Bücher gibt es in Deutschland seit 1996 - also seit 18 Jahren. Den 23. April haben sich die Erfinder ganz bewusst ausgesucht. An diesem Tag ist der berühmte englische Dichter William Shakespeare gestorben - vor fast 400 Jahren im Jahr 1616. Viele Schüler in der ganzen Welt lesen in der Schule seine Texte - zum Beispiel über Romeo und Julia. Auch ein anderer berühmter Schriftsteller ist am 23. April gestorben. Er heißt Miguel de Cervantes. Er hat sich die Geschichten von "Don Quijote" ausgedacht. dpa

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