Viel mehr als Schlager: Helene Fischer begeistert auf ihrer Tournee 4300 Besucher in der Trierer Arena

Trier · Wo Helene Fischer auch hinkommt sind die Hallen voll. Auch für die Trierer Arena hätten am Sonntag weit mehr als 4300 Karten verkauft werden können. In einer aufwendig produzierten Show hat die Sängerin gezeigt, dass sie viel mehr als Schlager in ihrem Repertoire hat. Sie bietet dem Publikum drei Stunden Unterhaltung auf höchstem Niveau.

Sieht so eine Sängerin aus, die in diesem Jahr bereits zum vierten Mal die Krone der Volksmusik gewonnen hat? Ob knappes Kleid oder hautenger Overall, Helene Fischer trägt bei ihrem Konzert in der Trierer Arena acht verschiedene Outfits - ein Dirndl ist nicht dabei. Und wenn sie gegen Ende im silbern glänzenden Anzug eingehüllt von Laserlicht Loreens Nummer-eins-Hit "Euphoria" anstimmt, dann ist sie eher Discoqueen als Schlagersängerin."Wie ein Musical" solle das Publikum diesen Abend genießen, sagt Fischer, die selbst ausgebildete Musicaldarstellerin ist. Nimmt man sie beim Wort, dann lässt sich am Programmablauf einiges von ihrer Entwicklung seit dem ersten Fernsehauftritt im Mai 2005 ablesen. Auf ihrem Weg "von hier bis unendlich" - so der Titel ihres ersten Albums - ist sie jedenfalls schon mit großen Schritten vorangekommen.Den ersten Teil des Abends dominieren noch die klassischen Schlager, denen die Sängerin ihren Erfolg verdankt. Dazu Lieder aus Disney-Musicals wie das "Farbenspiel des Winds" aus Pocahontas - das ist das Erwartbare, das Pflichtprogramm.Schwung und TemperamentDoch spätestens mit einem 20-minütigen Ausschnitt aus Grease wird klar, dass das erst der Auftakt war. Mit den Tänzerinnen und Tänzern, die sie sich für die Tournee gewünscht hat, wirbelt Helene Fischer über die aufwendig gestaltete Bühne, mit Schwung und voller Temperament.Nach der Pause verwischen sich die Grenzen musikalischer Genres endgültig: Internationale Hits und Fischers eigene Schlager fügen sich so harmonisch aneinander, dass es fast übergangslos wirkt. Auf die Titelmelodie des James-Bond-Films "Golden Eye" mit Big Band folgt beispielsweise "Nur wer den Wahnsinn liebt" im selben Stil. Auch Leonard Cohens "Halleluja" nur mit Gitarrenbegleitung ist stimmig arrangiert. Und bei "I Will Always Love You" kann Helene Fischer ihre ganze Stimmgewalt aufbieten und muss sich weder hinter Whitney Houston noch Dolly Parton verstecken.Latinorhythmus und Discosound"Nicht von dieser Welt" im Latinorhythmus und "Ich will immer wieder dieses Fieber spürn" im Discosound sind weit entfernt vom typischen Schlager. Anders als auf ihren CDs, die im Vergleich brav und konventionell klingen, schöpft die Sängerin live ihr Potenzial voll aus - und man merkt: dabei fühlt sie sich offensichtlich wohl.Ob das schon ein Hinweis darauf ist, dass der Star des deutschen Schlagers seine Karriere künftig internationaler ausrichten wird, bleibt abzuwarten. Immerhin ist schon das erste englischsprachige Album erschienen, und die Tournee führt nicht nur quer durch Deutschland, sondern macht auch in sechs Nachbarländern Station.Noch etwas hat sich verändert: Vor vier Jahren war Helene Fischer erstmals in Trier, damals in der Europahalle. Sie redete ihr Publikum mit "Sie" an, wirkte fast noch ein wenig schüchtern.Heute ist selbst die Arena zu klein. Für weit mehr als die 4300 Plätze hätten Karten verkauft werden können. Mit dem Publikum ist sie längst per Du, und von Schüchternheit ist nichts mehr zu spüren.Um ihrem Publikum auch in der großen Halle ganz nah sein zu können, schwebt Helene Fischer an einem Kran durch den Raum. Bevor sie dann wieder unter der Bühne verschwindet, gibt es als Zugabe noch "Wär heut mein letzter Tag". Doch so weit ist es noch nicht. "Von hier bis unendlich" ist es schließlich noch ein gutes Stück.

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