Von Weltmusik bis Dancefloor

Trier · Der norwegische Saxofonist und Komponist Geir Lysne und sein Septett haben in der Reihe Jazz im Brunnenhof für ein musikalisches Aha-Erlebnis gesorgt. Mit innovativen Arrangements verschmolzen sie Jazz und Weltmusik zu atmosphärischen Klangbildern.

 Geir Lysne fesselt sein Publikum im Trierer Brunnenhof mit unkonventioneller Welt- und Jazzmusik. TV-Foto: Anke Emmerling

Geir Lysne fesselt sein Publikum im Trierer Brunnenhof mit unkonventioneller Welt- und Jazzmusik. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Die stilistische Vielfalt der 21. Auflage von Jazz im Brunnenhof hat bei mehr als 100 Jazzfans offensichtlich Neugier über Wetterfrust siegen lassen. Um einen norwegischen Musikexport zu erleben, trotzen sie tapfer Nässe und Kälte. Der Lohn dafür ist reich, der Abend bietet Genuss und Überraschungen.
Gleich das erste Stück "Amana Na Nunga" ist so eine Überraschung, vor allem, wenn man Geir Lysne als hauptsächlich in Big Bands, klassischen oder Militär-Orchestern profilierten Musiker im Sinn hat. Beim Auftritt in Trier unternimmt er eine atmosphärische Reise in ferne Welten, schafft mit seinem Septett eine so raffinierte wie ungewöhnliche Melange: Ein Hauch von Edvard Grieg trifft auf groovende afrikanische Rhythmen, exotischen Lautgesang und rockige E-Gitarre.
Das zweite Stück, "Sakn", das Lysne mit fast hingehauchten Querflötentönen eröffnet, entführt die Vorstellungskraft nach Asien und die Sinne in den Meditationsmodus. Dass sich Jazz mit Weltmusik verbindet, ist an sich nicht ungewöhnlich. Bei Geir Lysne ist es aber die Art und Weise, wie es passiert. Mit dem Septett-Projekt "New Circle" verarbeitet er die Summe seiner musikalischen Erfahrungen, und die schließen persönliche Begegnungen mit Menschen anderer Kulturen ein. So kommt es, dass der ursprünglich für eine norwegische Sängerin geschriebene Titel "Alwilly" jetzt mit erdigem Rhythmus, summendem Gesang und tranceartig wiederholter Melodie plötzlich sehr afrikanisch klingt - ein westafrikanischer Freund hat ihn umarrangiert.
Gleichzeitig lässt Lysne aber auch seine westlich moderne Prägung einfließen. Dann mischt sich die afrikanische Trancemusik mit psychedelischem Sound der 1970er, andere Male kommen elektronische Dancefloor-Rhythmen oder Zitate des guten alten Miles-Davis-Jazz zum Tragen. Für all das nutzt die Band ein nicht alltägliches Arrangement aus einem Schlagzeug mit Stahl-Autofelgen, einem Laptop, Keyboard, E-Bass und E-Gitarre, Trompete, Saxofon, Querflöte und Stimmen.
Neben dem virtuosen und vielseitigen Geir Lysne brilliert als Solist der in Köln und Mainz ausgebildete Eckhard Baur. Seine Trompete tritt in kreative Dialoge mit dem Saxofon des Bandleaders, und sein Schamanengesang zaubert oft spirituelle Atmosphäre. Die so feinfühlige wie intelligente Zusammenführung verschiedener Genres und ihre Übersetzung in einen sehr modernen Sound kommt beim Publikum bestens an. ae
Zum Abschluss der Reihe von Jazz im Brunnenhof spielen am Donnerstag, 28. August, 20 Uhr, Saxofonist Harry Sokal und sein Trio das Programm "Groove".

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