Schwöre, dass du niemals die Kenntnisse, die ich dich lehre, gegen mich wendest. Schwöre es bei Allah und beim Leben deiner Mutter."Martí murmelte den Schwur, wobei er freiwillig noch den Namen seiner Großmutter hinzufügte. "Du musst sicherer auf dem Pferd werden", sagte Hamid ein wenig später, "du musst eins mit dem Pferd und der Lanze und dem Schwert sein. Das ist das erste Geheimnis des Kampfes. Bis dahin hast du einen langen Weg vor dir. Aber zuerst musst du das Pferd richtig reiten, verstehst du, was ich meine, Martí?"Martí rutschte unruhig auf der Satteldecke hin und her. Die Mauren sattelten ihre Pferde nicht so wie die Christen, und er wusste nicht, was die bessere Art war. "Es gibt ein zweites Geheimnis. Jeder Krieger hat Angst vor dem Kampf, auch der mutigste und der älteste. Jeder Kampf kann den Tod bedeuten. Vor dem Tod zu zittern ist keine Schande. Alle zittern vor dem Kampf, auch ich, auch Al Quti Al Madin."Martí sah nach oben. Schwindel erregend hoch über ihnen ragte die Bergfestung Almenara auf ihrem Felsvorsprung aus den Bäumen. Hamids feingliedriger arabischer Fuchs tänzelte hin und her, während der Wallach Pretz, der früher Peire gehört hatte, alles langsamer anging."Hör zu, versuch zuerst, ohne Sattel auf dem Pferd zu sitzen. Wenn du dich darin übst, wirst du viel sicherer sein.""Aber - wie soll ich mich festhalten?""Sieh zu, wie ich es mache." Hamid sattelte sein Pferd mit wenigen Griffen ab, legte den Sattel aus Flechtwerk und die Decke im Gras ab und schwang sich leichtfüßig auf sein Tier. "Hinter mir her!", rief er. Zögernd tat Martí es ihm nach. Der Pferderücken war erstaunlich glatt, Martí klammerte die Beine um den Bauch des Wallachs und setzte hinter Hamid her. Es war ganz anders als auf dem Holzsattel. Es war eine neue Art, sich auf Pretz zu bewegen, der den Körperkontakt mit Beinen und Schenkeln seines Reiters erstaunt zur Kenntnis nahm. "Merkst du, dass das Pferd dich besser versteht, wenn du es ohne Sattel reitest?""Ja.""Im Kampf muss dein Pferd jeden Moment wissen, was du von ihm willst, und das gelingt dir umso besser, je näher du an seinem Körper bist.""Sag mal, die zweitausend Soldaten, die Al Quti Al Madin sich hält, wo sind die eigentlich?", wollte Martí wissen, als sie das Mittagsgebet verrichtet hatten."Sie sind verteilt auf die verschiedenen Burgen im Herrschaftsgebiet des Amirs.""Bedeutet die große Zahl vielleicht, dass er einen Feldzug vorbereitet?""Kluger Junge", lachte Hamid beifällig, "ich rate dir dringend, nicht so viel zu fragen. Manche Tatsachen erklären sich durch sich selbst.""Und was ist mit dem Gefangenen, der mich nicht kennt: Tarik Ibn Arruesh? Warum liegt er im Turm und wird nicht getötet?"Hamid sah sich um, ob noch einer der Männer von der Burg in der Nähe war, bevor er antwortete. "Er wird so schwer bestraft, weil Al Quti seit langem in einer Fehde mit den Beni Arruesh liegt. Die Beni Arruesh haben immer treu zu Nasir gehalten. Nasir war ein guter Herrscher, der aber schon zu lange in Kämpfe drüben in Ifriqiya verwickelt ist. In der Zeit seiner Abwesenheit sind einige Provinzen von ihm abgefallen. Unser Amir hat sich mit dem König von Mallorca verbündet, mit Yahya, einem Nachkommen der Almorawiden, der sich mit Nasir im Krieg befindet. Yahya hat auch in Ifriqiya große Städte erobert, Tunis, Annaba und Kairouan. Er untersteht dem Kalifat von Bagdad." Hamid erzählte dann, dass der Amir an der Gicht litt und immer wieder von schweren Anfällen geplagt wurde."Jeder Anführer auf den einzelnen Burgen hält sich bereit für den Tag, an dem der Amir stirbt, um sein Nachfolger zu werden", flüsterte Hamid geheimnisvoll. "Al Quti ist ein verschnittener ehemaliger Sklave. Er kommt aus dem Nichts, verstehst du, keine Angehörigen, keine Familie, kein Sohn. Fortsetzung folgt. Das Buch "Der Sänger und die Ketzerin" ist in allen TV-Pressecentern für 9.90 Euro erhältlich.