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244"In dem Engpass der Schlucht ist das Heer verloren. Die Moros halten die Anhöhen darüber besetzt und werden ihre Pfeile abschießen. Es ist eine Falle." Diego de Haro versuchte Martí zu unterstützen."Arzobispo, muramos aquí, yo y vos.

Wir werden dort sterben, ich und Ihr", wandte sich der König an den Erzbischof von Toledo, der die ganze Zeit über nicht von seiner Seite gewichen war."Der Herr wird uns retten, vertraut darauf. Denkt an das Kreuz, das im Himmel erschienen ist." Rodrigo Jiménez war die Erschöpfung nicht anzumerken."Wenn das Wunder nicht jetzt geschieht, sieht es schlecht aus für die Armee des Herrn", ließ sich der Sohn de Haros vernehmen, ein etwas vorlauter junger Ritter.Ein paar Ziegen sprangen heran, und aus ihrer Mitte tauchte ein barfüßiger Hirte auf. Mit verlegenem Grinsen näherte er sich den hohen Herren. Er sei ein Mozaraber, erklärte er in verständlichem Kastilisch, und da gäbe es noch einen weiteren Pfad zwischen den Dornen und dem Gestrüpp. Nein, niemand außer ihm kenne ihn. Nur er treibe seit Jahren sein Vieh hierher, so wie früher sein Vater. Man müsse erst ein Stück nach Westen gehen, dann nach Süden, um zu einer weiten öden Fläche zu kommen, groß genug für das Heer, um sich zu sammeln und die Zelte aufzuschlagen. Die Schlucht sei damit in großem Bogen umgangen, und die beiden Heere ständen sich an dieser Stelle gegenüber.Nein, da hätte er keine Sarazenen gesehen. Der Pass sei ihnen wahrscheinlich unbekannt. Normalerweise verirrten sich keine Menschen an diese Stelle.Es konnte eine Falle sein, aber es war nichts zu verlieren. Ein paar Kundschafter, Diego de Haro und Martí folgten dem Mann über den Pfad und sahen, dass man ihm trauen konnte. Der Weg war schmal, aber begehbar, man musste vorsichtig sein, um auf dem steinigen Untergrund nicht abzurutschen, das war alles.Der kurz abgehaltene Kriegsrat der drei Könige und ihrer Edlen entschied, dass der Hirte ein Sendbote Gottes war. Deshalb folgte das riesige Heer ihm auf dem seitlichen Pfad über den Gipfel zu einer größeren abfallenden Fläche, die ebenfalls öde und wasserlos war, aber ansonsten gut geeignet, um die Zelte aufzuschlagen. Die Wasservorräte wurden sparsam ausgeteilt, jeder Mann erhielt für sich und sein Tier nur das unbedingt erforderliche Quantum. Auch die Könige und Edlen tranken nicht mehr als die anderen.Gegen Abend ließen sich die Sarazenen sehen. Sie hatten das hoch gelegene Lager der Christen erspäht und zogen die eigenen Kampflinien ebenfalls höher hinauf.Am nächsten Morgen, dem 15. Juli, einem Sonntag, näherte sich die gesamte sarazenische Armee in Kampfformation. Al Ustadh und Martí ritten vor dem Lager ein Stück hinab, um zu erkunden, wie groß die Zahl der Feinde war und welche Abteilungen sie vorangeschickt hatten. Fußsoldaten und Reiter waren vor dem christlichen Lager in einer langen Reihe so postiert, dass der Feind nicht unerwartet das Lager angreifen oder es einschließen konnte.Am Abend dieses Sonntags, als Martí mit dem Alchimisten nachdenklich die Linien abschritt und hinunter zu den Feinden sah, kam wieder ein barfüßiger Hirte den Berg hochgeklettert. Er hatte den Kopf verhüllt, sodass man sein Gesicht nicht gleich erkennen konnte. Alarmiert sahen Martí und Al Ustadh zu ihm hin. Womöglich war er ein Spion der Feinde. In vorsichtigem Abstand blieb er stehen und winkte."Hören wir ihn an", schlug Al Ustadh vor. "Auch wenn ich diesen Mann nicht für einen Ziegenhirten halte."Mit ein paar Sprüngen setzte der Fremde über die Steinblöcke, die zwischen ihnen lagen, dann war er neben ihnen. Er schlug das Tuch um seinen Kopf zurück, und Martí erkannte ihn sofort. Tarik Ibn Arrueshs Bart war grau geworden, sonst aber hatte er sich kaum verändert."Wer schickt dich? Allah oder der Kalif?", fragte Martí und freute sich, seit langem einmal wieder Arabisch zu sprechen."Keiner von beiden." Er blieb schweigsam, bis sie sich im Zelt niedergelassen hatten. Tarik streckte die Beine bequem aus. "Wo ist Peire de Vallderonca? Ich hoffe, er ist wohlauf.""Er wird gleich kommen." Martí winkte dem Pagen."Ich muss die Könige sprechen, es geht um den Angriff. Ich habe euch etwas Überraschendes mitzuteilen."Tariks Nachrichten waren so erstaunlich, dass die Könige dankbare Blicke gen Himmel sandten. Gott hatte ein weiteres Wunder für die Seinen bewirkt. Fortsetzung folgt.

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