15.000 Besucher beim Eifel-Literatur-Festival

Prüm · Treue Fans, begeisterte Autoren und spannende Lesungen: Das zehnte Eifel-Literatur-Festival endete am Samstag mit dem Auftritt von Nobelpreisträgerin Herta Müller. Insgesamt besuchten 15.000 Menschen 24 Lesungen in der Eifel.

 Archivbild: Nobelpreisträgerin Herta Müller war 2012 zu Gast beim Eifel-Literatur-Festival in Prüm. TV-Foto: Klaus Kimmling

Archivbild: Nobelpreisträgerin Herta Müller war 2012 zu Gast beim Eifel-Literatur-Festival in Prüm. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling

Prüm. Das Eifel-Literatur-Festival schlägt am Samstag sein letztes Kapitel auf. Dann haben 15 000 Besucher insgesamt 28 Autoren an 24 Abenden erlebt.
Ein Lesemarathon initiiert von Josef Zierden, der mit glücklicher Miene in seine einjährigen Festivalferien geht.
Stolz blickt er auf sein Lese-Fest, das größte in Rheinland-Pfalz, das der Studiendirektor für Deutsch und Geschichte alle zwei Jahre nebenberuflich zusammen mit seiner Familie und wenigen Helfern weitgehend ehrenamtlich stemmt. Über das Philosoph und Autor Richard David Precht in Zierdens Gästebuch schreibt: "Es ist immer wieder schön, auf dem liebevollsten Literaturfestival Deutschlands aufzutreten."
Mit einem Etat von 300 000 Euro haushaltet der Organisator streng. Defizitär ist es nie. Dafür erlebt das Publikum in der Eifel Autoren von Weltrang, wie Martin Walser, Günter Grass oder Herta Müller, Buchlistenstürmer wie Dora Heldt oder Jussi Adler-Olsen und Fernsehprominenz wie Tom Buhrow und Ranga Yogeshwar.
Die Werbemaßnahmen werden immer aufwendiger: Ob Programmheft, Festival-Journal, Plakate, Internet-Auftritt oder wöchentliche Rundmails - Zierden perfektioniert die Präsenz auf allen Kanälen. "Ich schreibe hundert Mails am Tag", sagt der 57-Jährige. Eine Sekretärin braucht er dafür nicht. Den Schriftverkehr erledigt er selbst. Auch wenn, wie bei Büchnerpreisträger Reinhard Jirgl, der gute alte Brief herhalten muss, weil der Autor per Mail nicht zu erreichen ist. Selbst mit treuen Kartenbestellern tritt Zierden gerne in Kontakt, schreibt sie zu deren Verwunderung spontan an.
Bei Verlagen und Autoren muss sich der Prümer nicht mehr groß vorstellen. Vorbei sind die Zeiten mit Minderwertigkeitskomplexen, wenn Zierden auf die Autoren-Jagd geht. Im Gegenteil: Auf der Frankfurter Buchmesse werden ihm Schriftsteller angeboten. "Da waren irre Namen darunter", verrät Zierden, welche - das darf er noch nicht sagen.
Doch der Herr der Bücher möchte nicht nur Bestsellerlisten-Stürmer in der Eifel präsentieren. "Ich halte das Festival für so gefestigt, dass ich auch was für schwere Autoren tun kann." Neuerscheinungen sind für ihn kein Auswahlkriterium. "Ich gucke nach Autoren unabhängig davon, ob sie gerade an einem Buch schreiben oder nicht."
Bei der nächsten Auflage 2014 möchte er Debütanten und Nachwuchsschreibern verstärkt ein Forum bieten und damit das Festival einem jüngeren Publikum öffnen. "Es hat mich fasziniert, wie viele Kinder und Jugendliche zu der Lesung von Ranga Yogeshwar gekommen sind", sagt er.
In diesem Jahr haben ihn besonders die Lesungen von Bernhard Schlink und Hans Küng berührt. Schlink, weil dieser nur ganz selten auftritt, und Küng, weil er ein Jahrhunderttheologe sei, "ein Mann, bei dem einem das ganze Lebenswerk entgegentritt." Der streitbare Professor habe ihn in der Vorbereitung unheimlich gefordert. Zierden: "Ich habe gerne Leute, die mutig und widerständig sind."
Immer wieder schwierig sind plötzliche Absagen, wie etwa die von Joachim Gauck, der kurz vor der Lesung zum Bundespräsidenten gewählt wurde. Tapfer war der Auftritt von Büchner-Preisträger Reinhard Jirgl, der mit frisch gebrochener linker Schulter anreiste. Auf den Abholservice ganz verzichtet hat Wissenschaftsjournalist und Fernsehmoderator Ranga Yogeshwar, der sich im eigenen Auto selbst kutschierte und dank vorsichtiger Zeitplanung gleich zwei Stunden zu früh eintraf.
Meister des Zeitmanagements ist auch Josef Zierden, der, es verwundert kaum, bevor das zehnte Festival zu Ende geht, bereits die Strippen für das elfte zieht.
Die Lesung mit Herta Müller heute Abend ist ausverkauft.
Meinung

 Der dänische Thrillerautor Jussi Adler-Olsen (Mitte) mit Festivalorganisator Josef Zierden (rechts) und dem Schauspieler Peter Lohmeyer bei der Eröffnung des Eifel-Literatur-Festivals im April 2012 in Bitburg.

Der dänische Thrillerautor Jussi Adler-Olsen (Mitte) mit Festivalorganisator Josef Zierden (rechts) und dem Schauspieler Peter Lohmeyer bei der Eröffnung des Eifel-Literatur-Festivals im April 2012 in Bitburg.

Foto: Klaus Kimmling

Nicht nur Massenware
Wenn Josef Zierden sein Eifel-Literatur-Festival vorbereitet, kann er sich mittlerweile die Autoren aussuchen. Und dafür hat er ein Händchen. Ob Nobelpreisträgerin, Bestsellerautor oder Fernsehgröße - sie kommen alle gern in die Eifel - selbst in die entlegensten Flecken. Zu verdanken ist das einem bienenfleißigen Besessenen, der jahrelange Aufbauarbeit geleistet hat, bis er das Festival zu dem gemacht hat, was es heute ist. Dass er dabei nicht nur nach Autoren schielt, mit denen er locker große Säle füllt, ehrt ihn. Zierden lässt auch Platz für literarisch anspruchsvolle, der Masse nicht so bekannte Autoren, wie zum Beispiel Hans Joachim Schädlich. Und schafft es dennoch, ihm eine Kulisse von 300 Menschen zu bieten. Das bis heute ehrenamtlich organisierte Autorenspektakel genießt bei Verlagen und Autoren hohes Ansehen und verschafft der Eifel ein positives Image. Nicht zu vergessen ist der hohe Wert, den es für die Menschen vor Ort hat. s.glandien@volksfreund.de

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