2012 gibt es ein Wiedersehen

Prüm · Das Eifel-Literatur-Festival geht am heutigen Samstag zu Ende. Insgesamt besuchten 15 000 Menschen 28 Veranstaltungen mit 26 Autoren. Damit wurde erneut ein Besucherrekord aufgestellt. In einem TV-Interview zieht Festivalorganisator Josef Zierden Bilanz.

Prüm. Ehrenamtlich organisiert und defizitfrei: Auch mit dem neunten Eifel-Literatur-Festival hat Organisator Josef Zierden wieder Maßstäbe gesetzt, von denen andere Kulturmacher träumen. Zusammen mit unserer Redakteurin Stefanie Glandien zog er eine positive Bilanz.

Das neunte Eifel-Literatur-Festival ist vorüber, sind Sie zufrieden?

Josef Zierden: Ich bin sehr zufrieden: Mit dem großen Zustrom aus der ganzen Eifel und weit darüber hinaus. Mit der nicht für möglich gehaltenen Begeisterung der Autoren und Verlage für das Festival. Letztlich damit, dass der riesengroße organisatorische Aufwand eindrucksvolle Zustimmung gefunden hat: per Abstimmung mit Füßen und vier Rädern...

Was waren für Sie die schönsten Momente?

Zierden: Herta Müller, die Literaturnobelpreisträgerin in Prüm - eine äußerlich unspektakuläre Lesung, aber dennoch von immenser Tiefenwirkung. Und Frank Schätzing - eine spektakulär inszenierte, bilderstarke Reise ins Jahr 2025. Und und und...

Was hat Ihnen selbst nicht so gut gefallen?

Zierden: Dass sich ehrenamtliche Arbeit allzu oft am Rande der Selbstausbeutung vollzieht und dass man selbst um simple symbolische Aufwandsentschädigungen kämpfen muss.

Nahezu alle Lesungen waren ausverkauft. Das Interesse war riesengroß, die Räume stießen an ihre Kapazitäten. Hat das Festival seine Grenzen erreicht?

Zierden: 2010 sind wir immer wieder sehr früh an räumliche Grenzen gestoßen, oft Monate im Voraus mussten wir "ausverkauft" melden. Das schmerzt so sehr, wie es erfreut. In Einzelfällen werden wir Raumgrößen optimieren müssen. Insgesamt werden wir aber nicht einem atmosphärefeindlichen, da distanzschaffenden "Immer größer" verfallen.

Bei mehr als 800 Besuchern wird Literaturgenuss grenzwertig, je nach Bühnenprogramm. Und mehr Veranstaltungen wird es auch nicht geben, so sehr die Nachfrage nicht zuletzt aus NRW das erlauben würde.

Nobelpreisträger, Bestseller-Autoren, Fernsehgrößen - einen Nischen-Autor sucht man im Programm vergebens. Werden Sie auch weniger populären Schriftstellern noch mal einen Platz einräumen?

Zierden: Weniger populär, aber dennoch von Gewicht - mit Sicherheit. Und nicht das, was man inzwischen schon auf jeder dörflichen Kleinkunstbühne sehen kann.

Nach dem Festival ist vor dem Festival. Werden Sie in zwei Jahren wieder eins auf die Beine stellen?

Zierden: Dafür sprechen der immense Erfolg und die große Anerkennung bei Publikum, Verlagen und Partnern. Dagegen der immense Zeitaufwand, dem Familienleben, Freizeit und Lebensqualität zuweilen unzumutbar große Opfer bringen müssen. Ehrenamtliches kulturelles Engagement zeigt hier seine Möglichkeiten, stößt aber auch klar an seine Grenzen. Gleichwohl: Wir arbeiten daran, auch 2012 wieder außerordentliche Literaturbegegnungen in der Eifel möglich zu machen, die selbst Anfahrten von vielen Hundert Kilometern rechtfertigen. Auch wenn wir dafür nicht das Öko-Siegel bekommen werden.

Extra

Der Etat des Eifel-Literatur-Festivals betrug rund 300 000 Euro. Jeweils rund ein Drittel sind Landesmittel, Sponsorengelder und Eintrittsgelder. Im Gegensatz zu anderen großen Kulturereignissen der Region ist das Festival defizitfrei und wird ehrenamtlich organisiert. 15 000 Besucher gab es, laut Veranstalter hätten es locker 3000 mehr sein können, hätte man nicht allzu oft sehr früh "ausverkauft" melden müssen. (sn)

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