Dichter, Denker, Provokateure

Prüm · Vorhang auf für das zehnte Eifel-Literatur-Festival. Heute erhebt der dänische Thriller-Autor Jussi Adler-Olsen die Eifel wieder zur Literaturbühne. Gefolgt von Walter Kohl und Heiner Geißler, die noch im April zu sehen sein werden. Insgesamt 24 Lesungen stehen in diesem Jahr auf dem Programm.

 Die Partner der Festivalstadt Prüm zusammen mit Organisator Josef Zierden (zweiter von links): Sabine Rehm, Buchhandlung Hildesheim, Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy und Christine Kausen, Prüm eifelstark, Stadtmarketing und Gewerbeverein (von links). Foto: Veranstalter

Die Partner der Festivalstadt Prüm zusammen mit Organisator Josef Zierden (zweiter von links): Sabine Rehm, Buchhandlung Hildesheim, Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy und Christine Kausen, Prüm eifelstark, Stadtmarketing und Gewerbeverein (von links). Foto: Veranstalter

Prüm. Ob Nobelpreisträger, Bestsellerautor oder literarischer Geheimtipp: Das zehnte Eifel-Literatur-Festival bietet für jeden Bücherfreund einen passenden Autor. Insgesamt 24 Lesungen stehen von April bis Oktober auf dem Programm. Den Auftakt macht der dänische Thriller-Autor Jussi Adler-Olsen am 20. April in der Stadthalle Bitburg mit der Deutschlandpremiere seines jüngsten Bestsellers "Das Alphabethaus".
Geißler statt Gauck


Karten für diesen Abend gibt es nicht mehr, auch sechs weitere Lesungen sind bereits vor dem Festivalstart ausverkauft: Anselm Grün, Donna Leon, Ranga Yogeshwar, Axel Hacke und Giovanni di Lorenzo, Thilo Sarrazin und Bernhard Schlink haben bereits volles Haus.
Für den amtierenden Bundespräsidenten Joachim Gauck, der ursprünglich kommen wollte, ist der CDU-Politiker Heiner Geißler eingesprungen. Am 27. April wird er im Cusanus-Gymnasium Wittlich über mehr Bürgerbeteiligung in der Politik reden. Der ehemalige Generalsekretär hatte im vergangenen Jahr versucht, den Konflikt um das Milliardenprojekt Stuttgart 21 zu schlichten. In seinem frisch erschienenen Buch "Sapere aude!" (Wage zu denken) stellt er die Forderung: "Wir brauchen neue Formen der Demokratie. Bürger müssen sich aus ihrer Unmündigkeit befreien und wichtige Entscheidungen selbst in die Hand nehmen." In einer demokratischen Gesellschaft seien Protest und Kritik keine Störung, sondern unverzichtbare Voraussetzung für eine fortschrittliche und humane Entwicklung.
Das Festival verteilt sich auf die drei Landkreise Bitburg-Prüm, Vulkaneifel und Bernkastel-Wittlich. Kommen werden unter anderem die Berliner Autorin Monika Maron, bekannt durch ihre Analysen und kritischen Kommentare über die Wiedervereinigung Deutschlands und die Folgen. In ihrem Roman "Ach Glück" (2007) geht es um eine in die Jahre gekommene Ehe und der Suche nach dem Sinn im Leben. Schon im Vorgängerbuch "Endmoränen" erzählt Maron aus der Sicht einer älteren Frau von geglückten und gescheiterten Lebensentwürfen.
Mit Alissa Walser kommt eine Spezialistin für erotische Begegnungen und Beziehungen. Venedigfan Donna Leon beschließt mit ihrem zwanzigsten Fall von Commissario Brunetti am 6. Juni in der Stadthalle in Bitburg das Frühjahrsprogramm. Dazwischen gibt es Lustiges und Leichtes von Kerstin Gier, bekannt für ihre humorvollen Frauenromane und Dora Heldt, die zurzeit Deutschlands erfolgreichste Romanautorin ist. In ihren Büchern "Tante Inge haut ab", "Kein Wort zu Papa" oder "Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt" thematisiert sie Lustiges aus dem Alltagsleben. So zum Beispiel den 50. Geburtstag einer Frau, die den auf keinen Fall in großer Runde feiern möchte und sich stattdessen mit zwei ihrer Freundinnen in eine Wellness-Farm absetzt.
Kontrovers diskutiert werden darf bei Thilo Sarrazin, Autor des Sachbuchs "Deutschland schafft sich ab", über seine Thesen zur Integrationsfähigkeit und -willigkeit muslimischer Einwanderer. Spannend verspricht auch der Abend mit dem Schweizer Theologen Hans Küng zu werden. Seit mehr als einem halben Jahrhundert steht sein Name für eine erneuerte, tolerantere Kirche, für einen zeitgemäßen Glauben und einen unverstellten Blick auf die Weltreligion.
Karten gibt es in den TV-Service-Centern Trier, Bitburg und Wittlich, unter der TV-Tickethotline 0651/7199-996 sowie unter www.volksfreund.de/tickets.
Extra

1994 war die Geburtsstunde des Eifel-Literatur-Festivals. Damals erstreckte es sich über eine Woche. Unter der Regie des Prümers Josef Zierden mauserte sich das kleine Lesefest zum größten ehrenamtlich organisierten Festival in Rheinland-Pfalz. 15 000 Besucher kamen insgesamt zu den Lesungen der neunten Auflage. In diesem Jahr verwandeln 26 Autoren die Eifel von April bis Oktober wieder in ein Mekka für Bücherfreunde. sn

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