„Guten Wein kaufe ich mir selbst“

PRÜM. Rekordverdächtiger Beginn des Eifel-Literatur-Festivals in Prüm: Vor einer Kulisse, wie sie das Festival noch nie gesehen hat – über 900 Gäste waren gekommen – las Elke Heidenreich am Freitag in der Aula der Wandalbert-Schule.

Dass sie am Tag zuvor noch wegen einer Grippe das Bett gehütet hatte, merkte man der gut aufgelegten „Lesen!“-Moderatorin nicht an. Die von Festivalmacher Josef Zierden als weiblicher „Hans Dampf“ und „Missionarin der Leselust“ angekündigte Autorin, kontert augenzwinkernd: „Er (Zierden) kriegt einen einfach.“ Wer so schöne Briefe schreibe, wie Josef Zierden, dem könne man einfach nicht absagen.

Die leidenschaftliche Vielleserin entschied sich spontan, ihren Zuhörern die Geschichte „Die schönsten Jahre“ aus ihrem Buch „Der Welt den Rücken“ vorzulesen. Eine Erzählung, die einiges mit ihrem eigenen Leben zu tun hat, aber nicht autobiografisch ist. Es geht um die schwierige Beziehung zwischen Tochter und Mutter, um Liebe und verpasste Gelegenheiten.

Elke Heidenreich, die schon in der Schule statt zu häkeln lieber ihren Mitschülern vorlas, unterhielt ihr Publikum mit der teils witzigen, teils anrührenden und auch melancholischen Geschichte. Applaus und Gelächter gab es bei vielen Szenen. Etwa wenn die Mutter, wie bei älteren Herrschaften verbreitet, ohne Punkt und Komma Beliebigkeiten erzählt, oder in Italien als „la mama“ stur alles auf Deutsch bestellt und sich wundert, dass sie der Kellner weder versteht, obwohl sie doch so deutlich spricht, noch D-Mark annimmt, obwohl der Schein doch echt ist. Diese Menschenmenge – und doch herrscht atemlose, andächtige Stille, manchmal erschüttert von herzhaftem Lachen. Das wird es sein, dieses schöne, kribbelige Gefühl, das Elke Heidenreich so liebt, wenn sie ihre Zuhörer erreicht.

In der anschließenden Fragerunde verrät sie, dass sich nach 60 Seiten Lektüre entscheide, ob ein Buch ein Ja- oder Nein-Buch werde. Nein-Bücher kommen in den Keller. Bei den Ja-Büchern entscheide sie sich lieber für die kleineren Verlage, weil die großen ihre Empfehlungen nicht so nötig hätten. Die Powerfrau aus Köln hat eine unglaubliche Macht. Sie kann, wovon Feuilletonisten träumen: Aus Büchern Bestseller machen. „Das interessiert mich nicht die Bohne“, behauptet sie keck. Sie entscheide immer nach ihrem besten Gewissen. Bestechlich sei sie auch nicht. „Geld habe ich genug, und guten Wein kaufe ich mir selbst“, sagt sie. „Wenn ich ein Buch nicht mag, kann ich auch nicht glühend davon erzählen“, verrät sie in einem Interview vor der Lesung. Neben Büchern liebt sie die Oper über alles. Sie spielt Klavier, sang im Bach-Chor und hat zwei Libretti für die Oper geschrieben. Klamotten, Schmuck, Luxusgüter sind ihr nicht wichtig. Wenn sie Geld ausgibt, dann für Reisen. „Kürzlich bin ich nach Palermo geflogen und habe mir dort eine Oper angeguckt“, sagt sie.
Kommende Woche liest der nächste Autor im Rahmen des Eifel-Literatur-Festivals. Zu welcher Lesung sie ginge, wenn sie in der Eifel leben würde?

Heidenreich antwortet: „Rühmkorf habe ich schon ganz oft gehört, Kehlmann mag ich wahnsinnig gerne, John von Düffel habe ich auch schon in meiner Sendung empfohlen, Klaus Bednarz ist ein ganz lieber alter Freund von mir, Ludwig Lugmeier kann gut schreiben, von Delius mag ich die Bücher und bei Senta Berger, da käme ich natürlich. Ihr Buch ist wunderbar.“

Termine: Peter Rühmkorf liest am Freitag, 12. Mai, 20 Uhr, in der Burg Dudeldorf. Karten gibt es unter www.eifel-literaturfestival.de, in allen Veranstaltungsorten, bei allen KSK-Filialen in Prüm, Irrel und Bitburg und bei den örtlichen Bücherhandlungen.

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