Harte Wahrheiten - „Das Buch der verbotenen Bücher“ von Werner Fuld

Goethe, Voltaire, Hugo, Sartre, Joyce, Nabokov und viele, viele weitere Autoren der Weltliteratur, denen es oft noch viel schlimmer erging als den Genannten: Alle standen sie irgendwann einmal auf dem Index. Man weiß, dass Bücher immer wieder verboten, ihre Autoren verfolgt, ermordet oder zumindest beruflich vernichtet wurden. Nicht nur bei uns. Man weiß das alles – aber so genau wusste man es nicht, wie es uns der Journalist Werner Fuld in seiner Geschichte der verbotenen Literatur von der Antike bis in die Gegenwart darlegt.

Das Ergebnis: ein umfassendes, erschreckendes Panorama, das auf nahezu jeder Seite Grund zur Aufregung bietet - über Glaubens-, Sittenund Moralwächter, über Eiferer, Diktatoren und ihre verbrennungswütigen Helfer.

Bei fast allem, was Fuld zusammengetragen und nicht chronologisch, sondern thematisch sortiert hat, kommt einem immer wieder die Galle hoch. Allerdings liest man zugleich mit Vergnügen. Denn der Verfasser streut immer wieder erfreulich beißende Kommentare ein.

Zum Beispiel über den amerikanischen Zensor Anthony Comstock, der zahlreiche Autoren auf dem (vermutlich stets reinen) Gewissen hatte. So ließ Comstock 1905 ein Stück von George Bernard Shaw verbieten, das er weder gelesen noch auf der Bühne gesehen hatte: Eine grobe Inhaltsangabe genügte. Fuld: "Hier war nun wirklich alles versammelt, was Comstock mit wildem Hass verfolgte: Alkohol, Sex, Drogen und emanzipierte Frauen." Das einzig Gute: Am Ende siegte (fast) immer die Literatur. Unbedingt lesenswert.

Werner Fuld: Das Buch der verbotenen Bücher. Universalgeschichte des Verfolgten und Verfemten von der Antike bis heute Galiani Berlin, 368 Seiten, 22,99 Euro. ISBN 978-3-86971-043-3

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