Keine Langeweile mit Jan Weiler

Dass die zurzeit in den Medien vieldiskutierte "Wasserglaslesung" sehr unterhaltsam sein kann, hat Jan Weiler beim Eifel-Literatur-Festival in Daun eindrucksvoll bewiesen. Gut zwei Stunden lang las, witzelte und erzählte er vor 540 Zuhörern im Forum Daun - und trank dazu jede Menge Wasser.

Daun. Eine Umleitung ist schuld, dass Festivalorganisator Josef Zierden den Weg nach Daun über Kirchweiler nach Hinterweiler nehmen muss, um zu Jan Weiler zu gelangen. Mit diesem schönen Wortspiel eröffnet Zierden im Forum Daun die 25. Veranstaltung des Eifel-Literatur-Festivals. Auch Jan Weiler hat die Eifel von Köln aus mit dem Auto erreicht. "Normalerweise fahre ich überall mit der Bahn hin. Dort sammle ich Durchsagen", sagt er und gibt eine zum Besten. Die endete, nachdem der Schaffner alles noch mal auf Englisch wiederholt hatte, so: "Thank you for reising with the Deutschen Bahn."

Im Mittelpunkt seines Leseabends stehen jedoch die Erlebnisse, die er im Kreis seiner Familie sammelt. Sie handeln von Sara, seiner Frau, und den Kindern Carla und Nick und natürlich Antonio, dem italienischen Schwiegervater. Der hilft seinem Schwiegersohn beim Ausfüllen seines ersten Lotto-Scheins. "Ich habe noch nie gepokert, geschweige denn, an einem Preisausschreiben teilgenommen", sagt Weiler und vertraut voll auf die Tipps von Antonio, der 40 Jahre Lotto-Spiel-Erfahrung hat. Nicht die sieben und nicht die 13 soll er ankreuzen, auf keinen Fall Schnapszahlen oder Geburtsdaten, die würden immer genommen. Klar, dass abends genau diese Zahlen gezogen werden.

Nicht nur Antonio bringt den Autor manchmal an den Rand des Wahnsinns, auch sein "Pubertier" Carla und sein Sohn Nick haben Talent, ihrem Vater alles abzuverlangen.

So zum Beispiel Nick, der vor Sankt Martin seinem Kumpel Finn die Laterne über die Birne ziehen muss und nun ohne dasteht. Nach Weinstottern und Heulkrampf erklärt sich der Vater bereit, eine neue zu basteln, obwohl das gar nicht so sein Ding ist. Nach dem vierten Versuch "hyperventilierte Nick, schalt mich eine Bastelnull und ganz miserablen Papa". Doch dann erinnert der sich an den Gasbrenner im Schuppen, normalerweise zur Unkrautvernichtung genutzt. "Ich stellte das Ding auf eine Sackkarre, und wir gingen zum Martinszug. Die Gesichter hätten Sie mal sehen sollen...", sagt Weiler vergnügt.

Während sich das Publikum noch vom letzten Lachanfall erholen muss, legt Weiler nach. Weiter geht es mit Geschichten über einen hochbegabten Spielkameraden seines Sohns, (Zitat Weiler: "Für mich war das ein normalblöder Soziopath."), über ein Abendessen bei Bekannten, ("Auf Sozialkontakte habe ich keine Böcke.") bis hin zu gemeinsamen Autofahrten, bei der die Eltern feststellen, dass die Rücksitze Ohren haben. Denn als Weiler seine damals dreijährige Tochter aus dem Kindersitz fummeln will, sagt diese zu ihm: "Jetzt mach mal hinne, du Tempeltänzer."

Was Jan Weiler auch auf die Schippe nahm, es kommt an diesem Abend gut an. "Sehr lustig", "super Abend" und: "Der Mann kann gar nicht so schnell schreiben, wie ich seine Bücher lese", lauteten einige Meinungen nach der Lesung.

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