Scharmützel zwischen ihr und ihm

Großer Andrang, großer Auftritt: Elke Heidenreich und Bernd Schroeder gewährten mit der Vorstellung ihres neuen Romans "Alte Liebe" rund 550 Zuhörern einen ebenso locker-leichten und wie tiefgründigen Einblick ins Alltagsleben einer langjährigen Beziehung.

Gerolstein. Schon wieder die Liebe: Drei Wochen zuvor hatte Starphilosoph Richard-David Precht an gleicher Stelle vor etwa gleich vielen Zuhörern sich des gleichen Themas aus evolutionsbiologischer, neurochemischer und anthroposophischer Sicht genähert und ebenso hochinteressante wie humorvolle Erklärungen für viele Verhaltensweisen zwischen Männlein und Weiblein geliefert. Und nun eben Bernd Schroeder und Elke Heidenreich, die mit ihrem Roman "Alte Liebe" für mindestens genau so viel Unterhaltung sorgten. Es wurde beinahe im Minutentakt gelacht. Immer wieder auf Neue Aufschreie aus dem Publikum. Da, schon wieder hat sich jemand selbst erkannt bei einem der spritzigen und spitzfindigen Dialoge, die sich Heidenreich und Schroeder liefern.

Und die Zuhörer: Ganz vorne prustet einer los, sie kann sich ein "Wie bei uns" nicht verkneifen. Das Nachbarpaar schaut sich an - und muss ebenfalls loslachen. So geht es die ganze Zeit über bei der Lesung in der Gerolsteiner Stadthalle, zu der Gäste nicht nur aus der Eifel, sondern auch aus Trier, Belgien, Luxemburg und dem Ruhrgebiet kamen.

Das Literatenduo, das auch im richtigen Leben seit beinahe einer halben Ewigkeit verheiratet ist, wenn auch seit 15 Jahren getrennt (aber noch immer mit gemeinsamem Bankkonto, wie Festivalleiter Josef Zierden zu berichten wusste), ist die Topbesetzung für die Darstellung der beiden Protagonisten des Romans: Harry und Lore. Beide Paare kennen sich in- und auswendig, sie mag seine Sturheit nicht, er ärgert sich über ihre Launen. Hier Emotionen, dort Sachlickeit, hier Penibilität, dort Schnoddrigkeit, hier Sinnlichkeit, dort Eindimensionalität. Vorwürfe, mal offen erhoben, mal durch die Blume. Und so geht er täglich weiter: Der Kampf um die eigenen Freiräume, der zum Scheitern verurteilte Versuch, die Marotten des anderen auszumerzen.

Harry und Lore, Elke und Bernd: Sie liefern sich ein um den anderen verbalen Schlagabtausch. Da geht es hin und her, ähnlich einem Boxkampf zweier rassiger Kontrahenten. Und doch steht über den vielen Auseinandersetzungen, den oftmals kleinen Hakeleien der Respekt gegenüber dem Anderen. Die, wenn auch oftmals im verborgenen bleibende, tiefe Zuneigung, ja: die Liebe. Die alte Liebe. Aber auch der Witz, die Selbstironie. So erklärt Schroeder verschmitzt: "Da Lore, also Elke, das erste Kapitel schreiben durfte, war ich für den Schluss zuständig. Das muss man sich mal vorstellen." Gelächter im Publikum: Denn wer hat bei Elke Heidenreich schon mal das letzte Wort? Nicht viele. Aber vergnügt haben sich alle. So sagte Marie-Louise Schneeweis, die mit ihrem Mann Edgar aus der Nähe von Krefeld angereist war: "Total klasse, die beiden. Wie sie es vorgetragen haben, war herrlich." Und er, seit 27 Jahren mit seiner Marie-Louise verheiratet, fügte hinzu: "Super kurzweilig, einfach toll. Wir haben uns so oft wiedererkannt."

Nächster Gast beim Eifel-Literatur-Festival ist Jacques Berndorf am 1. Juni in Monschau. Die Lesung ist ausverkauft. Am 4. Juni kommt Inge Jens ins Bitburger Haus Beda. Karten gibt es in den TV-Service-Centern in Trier, Bitburg und Wittlich. Weitere Infos unter www.eifel-literatur-festival.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort