Vergnügliche Lesestunde mit der Drachensaat

Der Schriftsteller Jan Weiler, der mit seinem Debüt-Roman "Maria, ihm schmeckt`'s nicht" gleich die Bestseller-Listen erklommen hat, stellte sein neues Buch "Drachensaat" in Wittlich vor. 500 Zuschauer erlebten einen vergnüglichen Abend bei der vom TV präsentierten Veranstaltung.

 Jan Weiler gab vor 500 Zuhörern eine Kostprobe seines Schaffens. Foto: Rolf Lorig

Jan Weiler gab vor 500 Zuhörern eine Kostprobe seines Schaffens. Foto: Rolf Lorig

Wittlich. Wer die Hörbücher von Jan Weiler kennt, hatte bei der Lesung in Wittlich fast das Gefühl eins zu hören - nur, dass der Genuss in der Aula des Cusanus-Gymnasiums noch größer war. Denn Weiler las nicht nur mit angenehmer Stimme und genau den richtigen Pausen und Betonungen. Er unterstrich das Gesagte auch wirkungsvoll mit Mimik und sparsam eingesetzter Gestik und fügte dem Witz seiner Texte noch die spontanen Pointen hinzu. 500 Zuhörer amüsierten sich köstlich.

Weiler stellte sein neuestes Buch "Drachensaat" vor. Darin beschreibt er, wie fünf ganz normale Verrückte aus der sehr speziellen Behandlung ihres Psychotherapeuten ausbrechen. Ünal ist einer der Patienten. "Er ist meine Lieblingsfigur", sagte Weiler. Er beschrieb den Mann als Hypermoralist, der bereits 472 Gerichtsprozesse geführt und die meisten davon verloren hat. "Ünal ist ein schwuler türkischer Busfahrer aus Salzgitter." Das Publikum in Wittlich lachte.

Doch nicht nur die Erfindung seltsamer Figuren ist eine Stärke von Jan Weiler, sondern auch seine Wortkreationen. Da wird eine Gruppe Jugendlicher zur "Pickelbrigade", die es im Schnell-Restaurant nicht abwarten kann, Nachschub für die Talgdrüsen zu bekommen. Und das Fleisch auf dem Hamburger diagnostiziert Ünal als "angeschmortes Bindegewebe".

Auch die Kolumnen, die Weiler wöchentlich für den Stern schreibt und von denen er in Wittlich eine Kostprobe gab, leben von diesem Wortwitz. So konstatierte Weiler bei den Namen gebenden Eltern einen Kevinismus, gelegentlich auch Chantalismus. Er erfreute seine Zuhörer aber auch mit dem allerschönstem Trapatoni-Deutsch, das seine Hauptfigur, Schwiegervater Antonio, in "Maria, ihm schmeckt's nicht" spricht.

Auf eine Fragestunde am Ende der Lesung verzichtete Weiler. Dafür kündigte er an: "Ich signiere gerne Bücher, auch fremde." Eine Stunde brauchte er, um alle Signierwünsche zu erfüllen.

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