Von der Sehnsucht nach Spiritualität

Mit einfachen, klaren Worten hat der Benediktinermönch Anselm Grün in der Himmeroder Klosterkirche über die Rolle der Frau in der Kirche gesprochen. Mehr als 1000 Besucher sind in den kleinen Ort gekommen - Besucherrekord für das Eifel Literatur Festival 2010.

 Benediktinermönch, Autor, Meditationsexperte: Pater Anselm Grün schafft es, die Menschen in seinen Bann zu ziehen. TV-Foto: Sarah-Lena Gombert

Benediktinermönch, Autor, Meditationsexperte: Pater Anselm Grün schafft es, die Menschen in seinen Bann zu ziehen. TV-Foto: Sarah-Lena Gombert

Großlittgen. Als der hagere Mann mit dem schwarzen Mönchsgewand, der Kukulle, die Klosterkirche der Abtei Himmerod betritt, verstummen die Gespräche auf den vollbesetzten Kirchenbänken. Kurzer Applaus braust auf, als er Richtung Chorraum geht. Anselm Grün, Benediktinermönch, Autor und Kursleiter für Meditation, sprach am Mittwochabend im Rahmen des Eifel Literatur Festivals in einer vollbesetzten Kirche.

Schon eine knappe Stunde vorher ist es auf den Parkplätzen rund um die Abtei Himmerod sehr eng. Freiwillige Helfer aus den umliegenden Gemeinden, darunter Feuerwehrleute, zeigen den auswärtigen Besuchern, wo sie noch Parkplätze finden können, ohne weit laufen zu müssen. "Ich weiß nicht, wie wir das heute ohne die Helfer hätten bewerkstelligen sollen", so Josef Zierden, Leiter des Eifel Literatur Festivals.

Der Mönch mit Halbglatze und Vollbart spricht mit ruhiger, unaufgeregter Stimme. Auch das, was er zu sagen hat, ist eigentlich nicht neu. Doch Anselm Grün versteht es, die Menschen für sich zu gewinnen. Wie in Trance lauschen vor allem die älteren Besucher in der imposanten Klosterkirche seinen Worten über die Rolle der Frau in der katholischen Theologie.

Dass er nicht aus seinen aktuellen Büchern vorliest, liegt daran, dass die Abtei Himmerod sich das Thema für seinen Vortrag aussuchen durfte. Anselm Grün benutzt in seinem Vortrag einfache Worte, spricht in klaren Sätzen. Er sagt, dass sich die Frauen in der Kirche nicht von "denen an der Spitze" entmutigen lassen sollten und Dinge wie: "Wer kein richtiger Mann ist, kann die Frauen nicht akzeptieren." Er betont, dass sich Männer und Frauen gegenseitig brauchen, einander unterstützen müssen.

"Ich denke, dass Anselm Grün ein Beweis dafür ist, dass die Menschen sich nach Spirituellem sehnen - was die Kirche in ihrem Alltagsgeschäft nicht bieten kann", versucht Festivalvater Josef Zierden den Erfolg des bayerischen Benediktinermönchs zu erklären, dessen Mutter aus der Eifel stammt. Mehr als 200 Bücher hat Anselm Grün geschrieben, mit einer Gesamtauflage von über 18 Millionen Exemplaren.

Mit dem Verlauf der Veranstaltung war Zierden am Ende zufrieden, auch wenn sich die Akustik in der vollen Kirche, vor allem im hinteren Teil, als schwierig herausstellte. "Wir haben hier in der Abtei den Besucherrekord für das Eifel Literatur Festival 2010 aufgestellt", sagt Zierden. Er betonte jedoch, dass man - wäre genug Platz gewesen - auch bei anderen Autoren so viele Karten hätte verkaufen können. Auch eine erste vorsichtige Zwischenbilanz stellte Zierden auf: Mit bis zu 15 000 Besuchern rechnet er für dieses Jahr, das seien rund 5000 mehr als noch im Jahr 2008.

Eine Aufzeichnung von Anselm Grüns Lesung in der Abtei Himmerod wird am Samstag, 9. Oktober, im SWR 2 ausgestrahlt. Die Sendung beginnt um 20.03 Uhr.

Für die Lesungen von Leonie Swann (8. Oktober), Jan Weiler (22. Oktober) und Heiner Geißler (6. November) gibt es noch Restkarten in den TV-Service-Centern Trier, Bitburg und Wittlich.

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