Die Rückkehr der Ziegen

Die Trierer Formation "Nanny Goat" hat eine neue Platte aufgenommen. "Rise Apollo" ist eindrucksvoll und wird von den fünf Musikern heute Abend im Trierer Exhaus offiziell vorgestellt.

 Neue Platte, neues Glück: Die Trierer Band „Nanny Goat“ legt mit „Rise Apollo“ ihr drittes Album vor. TV-Foto: Frank Göbel

Neue Platte, neues Glück: Die Trierer Band „Nanny Goat“ legt mit „Rise Apollo“ ihr drittes Album vor. TV-Foto: Frank Göbel

Trier. Nur ein paar Sekunden Soundeffekte, dann rumpelt die Platte mit aller Wucht los. "Do you think that she's alright?", fragt die Sängerin. Tatsächlich scheint alles "alright" bei Anne Gehlen und ihrer Band "Nanny Goat", die mit "Rise Apollo" jetzt ihr drittes Album vorlegen, das mehr als nur gelungen ist, nämlich "all killer, no filler": Abwechslunsgreich und doch stringent, eingängig und doch komplex kommen die zehn Songs daher - in drei Tagen aufgenommen in Bitburg und Neumagen-Dhron bei Boris Thomé "mit Blick auf herzförmige Weinberge", wie Bassist Harald erwähnt.

Die Band hat sich in letzter Zeit ein wenig rar gemacht, das war aber keine kreative Krise, sondern mehr Babypause: Harald ist gerade Papa geworden, ausserdem hält seriöses Tagwerk die fünf Freunde auf Trab. Jetzt aber eine neue Platte: "Ich finde sie sehr gelungen und vielseitig", sagt Sängerin Anne stolz, nennt das Werk sogar "für unsere Verhältnisse experimentell", schränkt dann aber lachend ein, dass es wohl "kein Jazz-Konzept-Album sei." Nein, davon kann man wirklich nicht sprechen: Wo Nanny Goat draufsteht, ist es auch drin: Nach vorne strebender Emorock, der den alten Indie-Trick, den Wechsel zwischen laut-schnell und leise-langsam, zwar konsequent durchzieht, dennoch aber ungeheuer organisch wirkt.

Heute Konzert mit zwei weiteren Bands



Der auf dem von Thomas Mader illustrierten Booklet abgebildete Baum ist eine Metapher für die Musik, der zwar eine denkbar einfache Struktur zugrunde liegt, die sich aber in viele kleine Facetten verästelt.

"Die Texte habe ich diesmal mit mehr Ruhe geschrieben", verrät Anne Gehlen, "und sie sind mir auch ziemlich wichtig." Allgemeine Betrachtungen zur Weltlage findet man da nicht, eher eine Introspektive voller wild-romantischer Naturmetaphern von Inseln und Fluten, Feuern und Stürmen. Von Beklemmung singt sie, vom Versinken und vom Schweben. "Mit 30 hält man ja auch mal eine erste Rückschau, und da habe ich sehr viel Positives gesehen, aber auch auf einige komische Dinge zurückgeblickt. Und letztlich habe ich sicher eher das Bedürfnis, über traurige Dinge zu schreiben."

Insgesamt ist die Platte aber kein Kind von Traurigkeit, eher von wütendem Selbstbewusstsein. Der aufsteigende Apollo ist ja nicht nur der Gott der Künste, sondern auch ein heißblütiger Rächer: "Du verdienst mich nicht", heisst es, wenn die Gitarren den zurückgenommenen Gesang lang genug perlend umrahmt haben, und die Band in kraftvolle Befreiungssschläge ausbricht. Mit sanften Pianoakkorden und echten Streichern entzieht sich die Platte mit dem vielschichtigen "Serious Conversation". Bei nicht wenigen wird der CD-Player prompt beim ersten Lied wieder weitermachen.

Heute, Samstagabend, stellt die Band ihr Werk im Exhaus in Trier vor, zusammen mit den Label-Kollegen "Ashes of Pompeji" und den Trierern "Allez Les Autres". Los geht's um 20 Uhr im Balkensaal.

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